Unterwegs auf der Seidenstrasse

Kuala Lumpur, 12/07/2013

Soeben sind wir aus Taschkent, der Hauptstadt Usbekistans, in Malaysia gelandet. Hier warten wir auf unseren Anschlussflug nach Bangkok und nutzen die Zeit mit Transit-Shopping und Bericht schreiben. Eine halbe Weltreise haben wir heute per Flugzeug zurückgelegt, aber Zentralasien liegt halt nicht gerade um die Ecke. Nun sind wir zurück im bekannten asiatischen Raum und freuen uns
tatsächlich wiedermal auf ein gutes Thaicurry!

Beim Zählen der Soms im Wert von 50 Dollar!!
Beim Zählen der Soms im Wert von 50 Dollar!!

Die letzten 11 Tage haben wir in Usbekistan verbracht. Das Land ist im Bereich Tourismus sehr fortgeschritten und unterscheidet sich auch sonst von den anderen Stanländern. Hier fühlt man sich auf Schritt und Tritt überwacht. Die Polizeipräsenz in den grösseren Städten ist sehr auffällig. Wo man hinschaut, sieht man Polizisten in grüner Uniform. Berühmt und berüchtigt seien diese vor allem in der Hauptstadt, da sie eine grosse Vorliebe für die Passkontrolle der Touris besitzen. Öfters käme es vor, dass man dann den Pass nur gegen etwas Kleingeld zurückbekommt. Nebst diesem Kontrollwahn wird man als Reisender auch zum Papierchen-Sammler. Für sämtliche Übernachtungen muss man nämlich eine Bestätigung des entsprechenden Hotels verlangen und diese kleinen Schnipsel ständig mittragen. Bei der Ausreise soll man dann akribisch genau kontrolliert werden, damit ja kein Touri auf die Idee kommt in einem Strassengraben zu übernachten. Vieler solcher Reisestories sind uns unterwegs zu Ohren gekommen , in Wahrheit war es dann aber doch nur halb so schlimm. Übernachtungszetteli haben wir fleissig gesammelt, bei der Zollkontrolle hat sich dann aber niemand dafür interessiert (da waren wir also fast etwas enttäuscht!). Für unseren schönen Roten Pass hat auch niemand spezielles Interesse gezeigt. Bis auf eine Durchsuchung von Simons Rucksack haben wir nichts Spannendes zu berichten.

Ein weiteres Highlight dieses Landes ist die aussergewöhnliche Währung. Die Noten selbst sind nicht speziell hübsch, nur die Anzahl Noten die man im Alltag benötig ist sehr aussergewöhnlich. Das Land hatte in den vergangenen Jahren eine hohe Inflation durchlebt. Beim offiziellen Kurs bekommt man also für einen Dollar 2200 Usbekische Soms. Der Kurs auf dem Schwarzmarkt ist aber mit 2700 Soms wesentlich höher, und hier tauscht man auch sein Geld. Auf den Strassen oder im Bazar lauern sie, die tauschwütigen Locals. Die beliebten Dollarscheine werden ruck zuck in Soms verwandelt, nur benötigten wir beim Zählen der Soms Noten etwas mehr Zeit. Für 50 Dollar bekommt man nämlich sage und schreibe 135 Tausendernötlis. Die Tausender sind unpraktischerweise auch die grössten Noten, so kann man nicht auf Grösseres ausweisen. Abgepackt in 100 Nötlibeigen, bekommt man sein Geld nun in einem schwarzen Plastiksack in die Hand gedrückt. Wir schmuzelten und freuten uns endlich mal sooo viel Geld zu besitzen! Zum Bezahlen von grösseren Beträgen muss man sich in Usbekistan etwas Zeit nehmen, bei kleinen Beträgen wird das Rückgeld schnell zum Problem. In den Shops gibt’s selten Kleingeld. So bekommt man öfters statt Rückgeld einige Bonbons – auch gut!

Usbekische Baukunst
Usbekische Baukunst

Usbekistan lockt die Touristen in Scharen in die drei Oasenstädte Samarkand, Buchara und Khiva. Zum ersten Mal seit langem haben wir hier wieder Gruppenreisende gesehen und Cars voll mit Japaner (oder waren es Chinesen?). Erst hat uns dies ziemlich abgeschreckt, aber den Glanz der Seidenstädte können die Massen der Touristen nicht nehmen. Schliesslich waren diese Städte schon immer geprägt vom Besuch von Fremden, früher waren es durstige Kamelkaravanen, heute sind es knipsende Touristenherden.

Seit dem 6. Jahrhunderts wurden auf der legendären Seidenstrasse Waren (v.a. orientalische Luxusgüter wie Seide, Stoffe, Gewürze, usw.) von China und Zentralasien bis nach Mitteleuropa transportiert. Die riesigen Karawanen mit bis zu 100 Kamelen machten sich auf den beschwerlichen langen Weg. Eine Hin- und Rückreise dauerte damals gut sechs bis acht Jahre, geplagt wurden die Händler von Überfällen, Erdrutschen, Schnee, Berglandschaften und der sengenden Hitze der Karakalwüste. Unter dem Begriff Seidenstrasse versteht man aber nicht nur eine Route, sondern mehrere unterschiedliche Handelswege. Sie alle führten mehr oder weniger durch die legendären Oasenstädte Usbekistans. Diese profitierten vom Handel, der Reichtum wuchs. In Mitten der Wüste entstanden dank intensiver Bewässerungssysteme fruchtbare Böden und atemberaubende Bauwerke. Unter dem kaltblütigen Herrscher Timur, der eine ausgesprochene Vorliebe für Architektur hatte, entstanden prachtvolle Mausoleen (Grabstätte), Mendresen (muslimische Schulen) und Moscheen. Immer wieder wurden diese im Laufe der Geschichten zerstört und wieder aufgebaut. Heute werden die Bauten sorgfältig restauriert und den Besuchern zugänglich gemacht.

In Samarkand habe ich mich definitiv von meinen kleinen krankmachenden Mitbringsel aus Tadschikistan erholt. Wir nahmen uns genug Zeit um die tollen Bauwerke der Innenstadt zu erkunden. Wie bestellt scheint hier 300 Tage im Jahr die Sonne. Der knallblaue Himmel lässt die kunstvoll verzierten Keramikkacheln der Bauten besonders schön zur Geltung kommen. Wir waren begeistert von den schönen Fotos, die sich hier schiessen lassen.

Im Hintergrund das "Kalta Minor" in Khiva
Im Hintergrund das "Kalta Minor" in Khiva

Anschliessend ging es in einer dreistündigen Zugfahrt – selbst der 3.Klasswagon kann mit der SBB mithalten – nach Buchara. Die etwas kleiner Stadt hat eine sehr kompakte Altstadt mit einem ganz eigenen Charme. Anders als in dem weitläufigen Samarkand, findet man auf engstem Raum die bereits bekannten Gebäude. Man fühlt sich hier wie in einem grossen Freiluftmuseum oder sieht sich zurückversetzt in die goldenen Handelszeiten. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Besonders in den frühen Morgenstunden (diese bekamen wir leider weniger zu Gesicht!) und den letzten
Minuten vor Sonnenuntergang werden die Bauwerke in besonders schönes Licht getunkt. Auch das Seidenstrassenfeeling kommt etwas auf, denn sämtliche Touris scheinen sich auf der gleichen Route zu befinden. Als Backpacker trifft man sich in den günstigsten Unterkünften und davon gibt es hier nur wenige. So sieht man bekannte Gesichter aus Samarkand wieder und tauscht in den kleinen
Restaurants und Cafés Reisetipps aus (an dieser Stelle einen lieben Gruss an Reni aus Deutschland!).
Mit einer sechsstündigen Taxifahrt durch die Rote Sandwüste gelangten wir nach Khiva. Von der Bedeutung der Oasenstadt konnten wir uns während der Fahrt überzeugen. Man befindet sich schnell im Nirgendwo, umgeben von weiter Buschlandschaft und einzelnen Dünen. Die Strasse verläuft schnurgerade, mal auf neu gebauten Schnellstrassen, mal auf holpriger Schotterpiste. Khiva teilt die Stadtgeschichte mit Samarkand und Buchara. Mal wurde die Stadt reich und war dicht besiedelt, nur wenige Jahre später wurden Bauwerke und Bevölkerung Opfer eines zerstörerischen Herrschers, bis sie kurz danach wieder aufgebaut wurde und zu erneutem Ruhm kam. Die Innenstadt ist hier noch kompakter. Umgeben von einer grossen Mauer wirkt sie wie eine riesige Festung. Das Freilichtmuseumgefühl wird hier noch gesteigert. Besonders schön sind die grossen Turmminarette. Die Baukunst kennt auch hier keine Grenzen – obwohl vielleicht eine kleine. Eines der schönsten Fotosujets bildet nämlich das „Kalta Minor“ (kurzes Minarett). Es sollte einst das höchste Minarett der Stadt werden, aber leider verhinderten statische Probleme den Weiterbau. Aber
auch nur der Sockel des Minaretts lässt sich sehen!

Buchara in der Abendsonne
Buchara in der Abendsonne

Wir erkundeten Khiva am ersten Abend, leider sollte es dabei bleiben, denn Simon bekam nun ebenfalls Besuch von usbekischen kleinen Krankmachern. Jetzt waren meine Krankenschwesterfähigkeiten gefragt, nachdem Simon seine Fähigkeiten ja bereits erfolgreich unter Beweis stellte. Scheinbar ist Durchfall bei Touris keine Ausnahme, auf unserer 11 tägigen Reise trafen wir fühlbar mehr kranke Backpacker als gesunde. So werden Tipps und Tricks ausgetauscht. Wir schwören auf Reis, Bananen, sauteure importierte Chips und Schwarztee. Zum Glück ging es bald wieder etwas aufwärts. Diesmal wählten wir den schnellstmöglichsten Weg durch die Wüste, das Flugzeug. Mit der Usbekistan Airways flogen wir nach Taschkent. Etwas erstaunt waren wir über den lockeren Umgang der Flugbegleiterinnen mit den für uns gewohnten Sicherheitsstandarts. Telefonieren mit dem Händy kann man hier ohne Probleme bis zum Abheben des Flugzeuges, die Sitze gerade stellen – überhaupt nicht nötig. Auf die mit Spannung erwarteten Hinweise der Notausgänge, Schwimmwesten und Sauerstoffmasken warteten wir vergeblich. Wir fliegen schliesslich über eine Wüste, da brauchts keine Schwimmwesten! Sanft und sicher landeten wir in Taschkent und liessen uns per Taxi in unser letztes Usbekisches Guesthouse chauffieren. Bis zum nächsten Abend harrten wir im Schatten des Innenhofes aus, die Temperaturen in Usbekistan sind zu dieser Jahreszeit im Hitzestaubereich. Von der Hauptstadt bekamen wir, bis auf den riesigen Bazar, nicht viel mit. Nach einigen Tagen ohne feste Nahrung, vielen WC Gängen und den unfreundlichen Temperaturen fehlte uns schlichtweg die Energie für grosse Sprünge.

Nichts desto trotz, Usbekistan hat uns ins Staunen gebracht. Staunen über grosse Baukunst, geschichtsträchtige Orte und die tolle Stimmung unter den Reisenden. Staunen aber auch über den
Sicherheits- und Kontrollwahn der Regierung, angefangen bei der Visabeantragung bis zu der fünffachen Sicherheitsüberprüfung vor dem Rückflug nach Bangkok.

 

Nun freuen wir uns auf Thailand, unser bekanntes Terrain. Geplant ist ein Wiedersehen mit Martina und Ivo (einem Zuger Päärchen, welches wir in Südamerika kennen gelernt haben) und einige Tage auf einer Insel mit herzigen Bungalows und tollem Sandstrand. Da wir nun wieder (fast) fit sind, steht den letzten drei Reisewochen nichts mehr im Wege.

Tadschikistan, oder besser Schaschlikistan?

Samarkand, 03/07/2013

Mit dem Visa aus Dushanbe im Sack, haben wir am 1.Juli die Grenze in unser letztes Stan-Reiseland Usbekistan überquert. Vor diesem Zollübertritt hatten wir doch etwas Bammel, da wir von anderen Reisenden schon einige Schauermärchen gehört haben. Scheinbar müsse man sich auf mehrere Stunden Wartezeit am Zoll einstellen, die Zöllner wollen dann auch ganz genau wissen, was man mitbringt und sollen sich sogar für die Daten auf dem Laptop und der Kamera interessieren. Es lief aber alles wie geschmiert. Unser Sammeltaxi brachte uns an die Grenze, wir stellten uns in die Warteschlange am tadschikischen Zoll. Nach wenigen Minuten in der prallen Sonne kam ein Zöllner auf uns zu: "Tourist?", "Na klar!" Wir wurden galant an allen anderen vorbei geschleust und mit dem Ausreisestempel im Pass zum usbekischen Zoll geschickt. Die Sonderbehandlung war uns nicht ganz recht, aber praktisch war es dennoch. Die usbekischen Zöllner liessen uns zwei Einreiseformulare ausfüllen - natürlich in russischer Ausführung - aber dank dem hilfreichen Englischen Michael Jackson Beispiel, fanden wir die richtigen Lücken für Name, Passnummer und Co. Der darauffolgende Sicherheitscheck fiel fast enttäuschend kurz aus, Rucksack durch den Scanner schieben, das wars! Nur ein sehr neugieriger Zöllner hielt Simon zum Schluss noch etwas hin. Bei der Passübergabe interessierte er sich für jeden einzelnen Reisestempel in Simons Pass, und das sind mittlerweile einige. Simon erklärte geduldig die Herkunft der einzelnen Stempel, bevor auch er seinen Pass zurückbekam und wir nach Usbekistan schritten.

Natürlich gibt es aber auch noch einiges aus Tadschikistan zu berichten, wenn auch etwas weniger viel wie zuerst erwartet.

Präsidentenpalast in Dushanbe
Präsidentenpalast in Dushanbe

Wie bereits bekannt, bekommt man ein Visa in Zentralasien nicht einfach geschenkt. Nebst etwas (!) Geld brauchts da noch etwas (!!) Zeit und noch ein bisschen Geduld (!!!). Sind diese Voraussetzungen vorhanden, klappts prima. Wir haben uns in Dushanbe einquartiert und die Wartezeit mit dem Hausputz (= Wäschewaschen und Rucksack misten) und der Erkundung der Stadt herumgeschlagen.

Dushanbe ist die Hauptstadt von Tadschikistan und als solche präsentiert sie sich auch. Nebst dem Bestaunen des riesigen Präsidentenpalastes, kann man durch grosse Parkanlagen schlendern und einige grosse Statuen oder den grössten Fahnenmast der Welt bewundern. Nach den wunderbaren Landschaften des Pamirs hatten wir so unsere Mühe mit diesen grossen Stadt- und Prunkbauten und erledigten diese Sehenswürdigkeiten in kürzester Zeit. Die tadschikische Kultur, die Bevölkerung und die Landschaften sind einzigartig und bewunderswert. Das politische System dieses Landes erscheint uns aber als sehr fragwürdig und alles andere als unterstützungswert. Der Präsident befindet sich bereits seit den 90er Jahren im Amt. Zwar wird ihm seinen Einsatz für den Friedensvertrag nach dem Bürgerkrieg in diesen Jahren zu Gute gehalten, doch soll er sonst auf ganzer Linie Vetternwirtschaft betreiben. Bei den letzten politischen Wahlen gab es Ungereimtheiten, das Polizei und Justizwesen ist korrupt. Leider leidet die Wirtschaft des Landes unter diesen Zuständen und so herrscht mancherorts ein Kampf ums Überleben. Als Tourist bekommt man von diesen Missständen nur wenig mit. In den Maschrutkas (Taxi, das man mit anderen teilt) sind Verkehrskontrollen von der Polizei sehr verbreitet. Da und dort stehen die Uniformierten und winken die Fahrer von der Strasse, um sie zu kontrollieren oder sie für irgendeine begangene Tat zu büssen. Unser Chauffeur legte deshalb gleich schon vorab einen Geldschein in seinen Pass, wohl um den Polizisten gut zu stimmen. Von der Wichtigkeit des Präsidenten kann man sich auf den Maschrutkasfahrten ebenfalls überzeugen. Am Strassenrand sieht man häufig grosse Plakate vom Präsidenten, meist steht er auf diesen Bildern in einem Getreidefeld und schaut vertrauensvoll in die Kamera. Wir trauen diesem Typen nicht.

der Anzob Tunnel
der Anzob Tunnel

Nachdem wir das Visa endlich abholen konnten, organisierten wir die Weiterfahrt in die Fan Mountains, im Westen des Landes. Hier wollten wir einige Tage wandern. Die Maschrutka brachte uns in fünf holprigen Stunden nach Penjikent. Die teils holprige Strasse war aber nicht das Problem, die grösste Herausforderung auf dieser Strecke ist ein Strassentunnel. Nebst einigen neu renovierten Tunnels scheint der Anzobtunnel noch das einzige Überbleibsel aus der Steinzeit zu sein. Der Tunnel hat weder Beleuchtung noch Belüftung. Der Strassenbelag ist mit grossen Wasserrinnen versetzt, so dass die Autos alle paar Meter die Strassenseite wechseln müssen, um an einer geeigneten Stelle das Bächleich zu überqueren. Unser Fahrer schlängelte sich an einem chinesischen Lastwagen vorbei, er hatte wohl eine Panne im Tunnel. Der Scheibenwischer war in Betrieb, denn es tröpfelte leicht von der Decke. Nach ca. 20min. Fahrzeit im Tempo 30 erreichten wir wieder Tageslicht und wurden von einigen Kühen auf der Fahrbahn begrüsst. Wir waren froh, dass wir hier wieder raus waren.

Hotelbau nach Sowjetart
Hotelbau nach Sowjetart

In Penjikent richteten wir uns in einem Guesthouse ein und buchten beim örtlichen Touristeninfo eine Viertagestour in die Fan Mountains, inklusive einem Packeseli und einem Eselmann. Nur leider kam uns ein Schaschlik in die Quere. Zum Abendessen gönnten wir uns nämlich dieses tadschikische Gericht. Dieser Fleischspiess bekommt man überall, die Schaschliköfen verbreitet in den Städten einen netten Grilldurft. Unser Schaschlik hat zwar wunderbar geschmeckt, aber ist mir trotzdem in schlechter Erinnerung. Am darauffolgenden Morgen litt ich an Durchfall, die wohl häufigste Tourikrankheit in dieser Gegend. Ob nun der feine Schaschlik Schuld war oder nicht - Simon hat schliesslich auch davon gegessen - die Lust auf diesen Fleischspiess ist mir ziemlich vergangen. Denn die nächsten Tage lag ich flach und den tollen Wandertrip mit Eseli mussten wir leider absagen. Die Guesthousebesitzerin war sehr gastfreundlich und bekochte mich mit Reis und Tee. Trotz Krankheit ging es drei Tage später nach Khojand, das nahe der usbekischen Grenze liegt. Hier fanden wir die günstigste Unterkunft im Hotel Leninabad, einem Betonbunker aus Sowjetzeiten. Etwas schmuddelig wars, aber wir sind uns ja schon einiges gewohnt. Leider verbrachte ich auch die kommenden drei Tage im Bett. Nach dem Einsatz von starken Medis konnten wir die Schaschlikkäfer schliesslich bekämpfen. Schade, dass wir vom zweiten Teil von Tadschikistan nicht viel gesehen haben. Gerne hätten wir uns nochmals etwas in die Höhe gewagt. Aber es hat nicht sollen sein. Nun freuen wir uns auf die nächsten Tage in Usbekistan! 

Auf dem Dach der Welt

Dushanbe, 20/06/2013

Wir sind zurück am Netz, im „Adventures Inn“ Guesthouse in der Hauptstadt Tadschikistan. Hier treffen wir auf einen in China wohnenden Amerikaner, der zu einem 16tel Schweizer ist, einem Italiener, der uns mit seinem Italo-Akzent zum Lachen bringt, einem 78-jährigen Australier, der in Afghanistan als Lehrer arbeitet und einem japanischen Velofahrer, der sich auf die nächste harte Etappe vorbereitet. Wir tauschen Reiseerfahrungen aus und amüsieren uns bestens. Zum Glück gibt’s hier etwas Unterhaltung, denn, wiedermal, warten wir auf das nächste Visa, das uns hoffentlich die Türen ins nächste Stan-Land Usbekistan öffnet. Am Dienstag soll es weitergehen.

Auf dem Ak-Baital Pass
Auf dem Ak-Baital Pass

Im Gepäck haben wir natürlich wieder einmal hunderte (rund 1500) neue Fotos, geknipst in einer der schönsten Gegenden, einem potenziellen Anwärter der Top-Destination unserer Weltreise – der Pamir. Diese Gebirgsregion zählt zusammen mit dem Himalaya und dem Tibet zum Dach der Welt. Wiedermal stiegen wir in die Höhe, aber diesmal blieb 4600 Meter unsere Spitze. Auf einigen Gipfeln könnte man aber 7000er-Luft schnuppern. Zum grossen Teil liegt der Pamir auf Tadschikischem Boden. Der Pamir Highway führt über holprige Strassen durch Täler und über die Pässe. Teer ist hier Mangelware. Wenn mal ein Strässchen geteert wurde (meist von den Chinesen, denn diese bringen ihre Ware mit unzähligen Lastwagen über den Highway), sorgen Steinschläge, Wind und Wetter für den baldigen Zerfall der Piste.

Unser Reisegrüppchen (Fahrer Muhammed und Codriver Simon fehlt)
Unser Reisegrüppchen (Fahrer Muhammed und Codriver Simon fehlt)

In Osh, Kirgisien, starteten wir unsere Tour. Eine Agentur vermittelte uns Muhammed, einen ortskundigen Fahrer mit seinem 4x4 Jeep. Damit wir die teuren Transportkosten noch etwas drosseln konnten, schauten wir uns nach Mitfahrern um. Dem Lonley Planet Forum sei Dank, wir wurden bei Lars aus Schweden und Vincent aus Frankreich fündig. Zu fünft machten wir uns nun auf den Weg in die Bergen. Bald war der Trubel hinter uns und die karge Landschaft kündigte sich an. Zuerst war’s noch grün, nach dem ersten Pass aber mehrheitlich kahl. In der Ferne sah man die ersten hohen Berggipfel. Zu dieser Jahreszeit sind sie noch bis weit nach unten in Schnee gehüllt. Die beiden Gipfel mit den speziellen Namen „Lenin“ und „Kommunismus“, erinnern noch an die Sowjetzeit. Längst wurden ihnen neue Namen gegeben, man kennt sie aber immer noch unter den gewohnten alten Bezeichnungen. Unterwegs stoppten wir für einen Besuch bei einer Familie in der Jurte und probierten das Nationalgetränk Kirgisiens die „Kumis“. Das ist vergorene Stutenmilch, leicht alkoholhaltig und etwas eine Geschmackssache. Wir hatten schon viel von diesem sonderbaren Getränk gehört und waren gespannt es endlich mal zu probieren. Aber dabei beliessen wir es dann auch! Beim Mittagshalt bei einem kleinen Restaurant wurden wir Zuschauer eines fröhlichen Familienfestes. Rund um den reich bedeckten Tisch sassen die Familienmitglieder, sangen und tranken und feierten die Geburt eines weiteren Familienmitglieds.

Biketouris on the road
Biketouris on the road

Schon die erste Nacht, im kirgisischen Sari-Tash verbrachten wir in einer Jurte. Dieses runde Zelt dient als Wohn- und Kochraum. Es lässt sich innerhalb kurzer Zeit auf- und abbauen, ist ganz zugeschnitten auf das Nomadenleben, das viele kirgisische Bauern heute noch führen. Auf den dicken Schafswollmatten schliefen wir wunderbar.

Am nächsten Tag überschritten wir die Grenze nach Tadschikistan. Wie erwartet dauerten die Grenzformalitäten hier etwas länger. Unser Fahrer verschwand mit unseren Pässen ins erste Zollhäuschen. Es dauerte, und dauerte..wir vermuteten es wurde Chai (Tee) getrunken…schliesslich kam Muhammed zurück, fuhr etwas vor und verschwand mit unseren Pässen im nächsten Zollhaus. Nach gut einer Stunde holperten wir schliesslich über die Granze nach Tadschikistan. Kurz darauf wurde unsere Höhenakklimatisation getestet, wir fuhren bereits über den höchsten Pass auf 4600 Metern. Auf die ersten Radfahrer trafen wir kurz nach dem Pass. Das Japanisch-Englische Pärchen ist vor Monaten in Südafrika gestartet und hat schon unzählige Kilometer auf dem Sattel verbracht. Wir staunten. Aber die beiden sollten nicht die letzten Velo-Verrückten sein, die wir antrafen. (An dieser Stelle liebe Grüsse an alle Velo-Verrückten aus unserem Bekanntenkreis!:-))

Murgab
Murgab

Wieder runter ging es auf 3600 Metern nach Murgab. Dieses Dörfchen hat uns wirklich beeindruckt. Hier scheint die Sonne so stark, dass sich die Menschen das Gesicht mit Tüchern und Masken bedecken. Überall wird man aber sehr freundlich begrüsst, vor allem von den Kindern. Das fleissig gelernte Schulenglisch kommt stolz zum Einsatz: „Hello, hello, what’s your name?“. Die Leute wohnen in klotzartigen Häusern mit blauen Türen und Fenstern, es erinnert fast etwas an Griechenland. Strom gibt es nur spärlich, häufig von Solarzellen erzeugt. Das Wasser wird auf dem Tiefbrunnen gepumpt. Kaufen kann man hier nur wenig, alles muss aus den grösseren Städten geliefert werden und ist für die Bevölkerung dementsprechend teuer. Gemüse wächst auf dieser Höhe keines. Nur die vielen Schafs- und Yakherden bringen Fleisch und Milchprodukte. Wir wollten es uns nicht entgehen lassen und mieteten am nächsten Tag Fahrrädern und radelten einige Stunden durch ein ruhiges Seitental. Die Schotter- und Buckelpisten sind wahrlich harte Kost für den Drahtesel. Wir konnten uns nun die Leistung der Pamir Velofahrer noch besser vorstellen. Bei Simon war das wohl Nährboden für weitere Reisepläne, wer weiss?!:-)

Kuh posiert vor Bulunkul
Kuh posiert vor Bulunkul

Unseren französischen Mitfahrer Vincent liessen wir in Murgab zurück. Er brauchte noch etwas mehr Abenteuer und wollte sich den Rest der Strecke noch selbst als Stöppler durchschlagen. Auch ihn trafen wir noch weitere zwei Mal. Das ist wohl typisch für den Pamir. Zwar liegen grosse Distanzen und schlechte Strassen zwischen den Dörfchen, aber die Touristenwelt in diesem Gebiet ist überschaubar, irgendwann und irgendwo trifft man sich immer wieder. Unseren nächsten Stopp legten wir in Bulunkul ein, einem idyllischen Dörfchen in der Nähe vom Yashil-Kul See. Die Landschaft war unglaublich, diesmal hatten wir Blick auf den grünen See und die Seelandschaft vor dem Dörfchen. Als einzige Touristen im Dorf ist man natürlich sofort sehr interessant. Mit Kindern und Erwachsenen kamen wir sofort ins Gespräch, wobei wohl „Gespräch“ etwas übertrieben ist. Mit Händen und Füssen und den wenigen Brocken Russisch verstand man sich aber trotzdem. Als kleines Dankeschön übergaben wir unseren Gastgeberfamilien jeweils eine Schweizer Postkarte (einige mit dem Säntis drauf!!). Die Schweizer Landschaft ähneln dem Pamir teils sehr, auch die Murmeltiere („Russliks“) und Geissen findet man hier. Und so strahlten die Pamiris jeweils über beide Ohren beim Anblick unserer Schweizer Bildchen. „Schwizaria, Schwizaria!“

Unser Guide im Wakhan Valley
Unser Guide im Wakhan Valley

Die nächsten Tage verbrachten wir im Wakhan-Korridor. Dieser schmale Landstreifen ist ein Relikt aus dem 19.Jhd. und sollte einst eine Art neutrale Zone zwischen Konfliktregionen bilden. Er grenzt an Afghanistan und Pakistan. Um die vielen kleinen Flüsschen, welche sich den Weg ins Tal bahnen, wächst hier wieder allerlei Grünes. Viele Schafs- und Ziegenherde finden hier ihr Futter. Die Bauern wissen das Wasservorkommen geschickt zu nutzen und leiten die Bäche in Kanälen über ihre kleinen von Hand bewirtschafteten Felder. Es war richtig schön, nach all den grau-braunen Felslandschaften wieder etwas Grün zu sehen. Wir fuhren über die immer holpriger werdende Schotterpiste, dem Grenzfluss Pjandsch entlang. Unterwegs besuchten wir Ruinen und Felsmalereien, die von den vielen Karawanen zeugen, welche früher den gleichen Weg gingen. Solche Kulturgüter sind hier zwar ausgeschildert, aber stehen unter keinem Schutz. So gesellten sich zu den uralten Felsmalereien auch allerlei neues Gekritzel. Zu den etwas versteckten Mauernresten führten uns Dorfkinder. Stolz zeigten sie uns den Weg und erprobten ihr Englisch. Bessere Guides konnten wir uns nicht vorstellen!

Mineralablagerung einer heissen Quelle
Mineralablagerung einer heissen Quelle

Die Wasch- und Duschmöglichkeiten im Pamir halten sich sehr in Grenzen. Gut, so schweisstreibende Arbeit wie die Velofahrer tätigen wir ja nicht, aber ab und zu mal etwas Waschen wäre schon toll. Die luxuriöseste Variante der Körperpflege war eine Art Sauna. In einem kleinen Raum wird mit Feuer ein Tank Wasser erwärmt. In einer Schüssel mischt man dann heisses und kaltes Wasser und schöpft mit einer Kelle sein eigenes Duschwasser. Beim gegenseitigen Haare waschen sind wir so nun schon richtige Profis geworden. Aber noch etwas toller waren natürlich die heissen Quellen, die immer wieder aus dem Berg sprudeln und in Becken aufgefangen werden. Die wohl bekannteste in der Gegend ist Bibi Fatima, benannt nach der Muttergestalt in der Felsformation. Schön brav nach Geschlechtern getrennt, steigt man ins 45 Grad heisse Wasser. Ich teilte mein Bad mit fünf einheimischen Frauen. In unserem Bad gibt es eine kleine Höhle. Das Aufhalten in dieser Höhle gilt als Fruchtbarkeits fördernd. Die beiden jüngeren Frauen quetschten sich in das kleine Loch und kamen knallrot und kurz vor einem Schwächeanfall wieder heraus. Liebevoll kümmerten sich die älteren Frauen um sie. Dies scheint ein Art Ritual zu sein. Anschliessend wollten sie mich in diese Höhle bugsieren, aber ich winkte ab. Bereits in unserem Guidebook las ich nämlich, dass westliche Frauen schon stecken geblieben sind, wo hingegen die zierlichen Tadschikinnen locker Platz in der Höhle fanden. So ganz geheuer war mir dabei nicht, aber die Frauen waren super freundlich.

Eselkarawane in Afghanistan
Eselkarawane in Afghanistan

Nach dieser Generalreinigung ging es weiter nach Ishkashim. An mehreren Stellen führt eine Brücke über den Grenzfluss von Tadschikistan nach Afghanistan. Diese Übergänge werden natürlich gut kontrolliert. In Ishkashim findet jeden Samstag gleich hinter der Brücke einen Afghan-Markt statt. Die meisten Touristen, darunter einige Velofahrer richten ihr Programm jeweils nach diesem Markt aus. Auch wir freuten uns auf diese spezielle Erfahrung, einen Fuss nach Afghanistan zu setzen. Aber leider gab es am Abend davor schlechte Nachrichten. Wegen einer Typhus Epidemie blieb die Grenze geschlossen und der Markt ebenfalls. Wir waren schon etwas enttäuscht, werden uns diesen Markt für den nächsten Besuch aufsparen müssen…auch gut! Weiter ging es alles dem Grenzfluss entlang nach Chorog. Teils waren wir nur einen Steinschlag von Afghanistan entfernt. Das Land wirkt schon sehr faszinierend, weiss man doch, dass die momentane Lage alles andere als sicher ist, diese Gegend aber doch als ungefährlich gilt. Die Afghanen leben in einfachsten Behausungen. Die kleinen Dörfchen sind durch noch viel kleinere Strässchen verbunden, teils nur ein kleiner Trampelpfad. Kleine Eselkarawanen sieht man immer wieder über die Hügel kraxeln. Strommasten sucht man hier vergeblich. Auf unserer tadschikischer Flussseite war es doch einiges fortschrittlicher.

Kurz vor der Ankunft in Chorog, das erste grössere Städtchen im Pamir, mussten wir uns noch einer Drogenkontrolle unterziehen. Wir haben gehört, dass viele grosse Drogenkuriere mit Hilfe von Polizei und Regierung ohne Kontrolle durchkommen, die kleinen Jeeps und Maschrutkas (Sammeltaxis) aber jeweils genauestens überprüft werden. Naja, so packten wir eben vor der „Internationel Drug Police“ unseren gesamten Rucksackinhalt aus. Mein Nessessair wurde besonders kritisch begutachtet. Die vielen kleinen Pillchen darin, sahen auch sehr verdächtig aus. Aber wir konnten dem Polizist erklären, dass das keine Drogen sind und wir durften unsere Sachen schliesslich wieder einpacken.

Nach Chorog entschieden wir uns für die Nordroute in Richtung Dushanbe. Diese nicht weniger holprige Strasse führte uns nochmals hoch hinaus. Wir genossen abermals die tolle Landschaft und erreichten schliesslich Dushanbe. Die kühle Bergluft liessen wir hinter uns. Hier schwitzen wir wieder bei gefühlten 40 Grad. Die Unterhaltung im Hostel ist wie gesagt super. So dehnen wir eben die Siesta jeweils etwas aus und hängen noch in den Erinnerungen an die schöne Pamirzeit!

Die Schweiz in Zentralasien

Unser Mini-Van Driver
Unser Mini-Van Driver

Karakol, 03/06/2013

Nachdem sich Simon am Busbahnhof in Almaty mit unserem Mini-Van Fahrer gut gestimmt hatte, ging es in fünf Stunden über die Grenze nach Kirgistan. (Um Verwirrungen zu verhindern: unser derzeitiges Reiseland wird unterschiedlich benannt, der Name Kirgisien stammt noch aus Sowjetzeiten, Kirgisistan ist uns etwas zu holprig, wir wählen hier den Namen Kirgistan.)

Die Zollabvertigung lief erstaunlich schnell und bequem ab. Nach den Visa-Scherereien in Kasachstan haben wir uns vorgenommen, das Ganze etwas relaxt anzugehen und uns lieber mal auf mehr Wartezeit einzustellen. Kirgistan ist aber unter den Stanländern wohl die grosse Ausnahme. 44 Nationen können Visa-frei das Land besuchen, und auch wir profitieren davon. Ein Stempel in den Pass und die Reise in die Hauptstadt Bischkek konnte weitergehen.

Bischkek ist um einiges kleiner als Almaty, kommt aber im Zentrum nicht weniger schick daher. Grosse Bauten beherbergen die Regierung, davor sind Statuen, grosse Landesflaggen, Blumenbeete und - nicht zu vergessen - unzählige Springbrunnen zu bestaunen. Man merkt auch hier, wie sich die Regierung präsentieren will und ähnlich wie wir bereits in Kasachstan den Eindruck hatten, wird etwas mehr Geld in Prestige gebuttert und etwas weniger Geld für die Bevölkerung eingesetzt. Trotz diesem Eindruck war uns Kirgistan auf Anhieb sehr sympathisch. Hier soll sich nämlich die Schweiz in Zentralasien befinden. Und so interessierte uns der Blick auf die Schneeberge hinter den pompösen Bauten doch um einiges mehr!

Nach einer kurzen Stadtbesichtigung war aber wieder der Besuch einer Botschaft angesagt. Für unser nächstes Ziel Tadschikistan mussten wir noch ein Visa lösen. Nach der bescheidenen Wartezeit von knapp einer Stunde nach den offiziellen Öffnungszeiten öffnete die Botschaft ihre Tore und wir konnten unser Formular einreichen. Spannend ist aber, welche Leute und deren Reisegeschichten man auf diesen Büros antrifft. Wir freuen uns schon auf die Usbekische Botschaft in Dushanbe.

hoch zu Ross
hoch zu Ross

Kirgistan ist ungefähr fünfmal so gross wie die Schweiz und wird von 5.5 Millionen Menschen bewohnt. Das Land ist auf 94% der Fläche gebirgig. Die höchsten Gipfel sind über 7000m.ü.M. Im Osten des Landes liegt der riesige Issyk-Köl See. Er ist der zweitgrösste Gebirgsee auf der Welt und wird "heisser See" genannt. Aufgrund des hohen Salzgehaltes friert er trotz tiefen Temperaturen im Winter nicht zu. Zu beiden Seiten des tiefblauen Wassers blickt man auf wunderschöne Schneeberge, davor gibt es sanfte Hügel mit Wäldern, grüne Weiden und Wiesen mit Gebirgsbächen. Das hört sich doch alles nach einer überdimensionalen und fast unberührten Schweizer Landschaft an. Wir können den Vergleich also durchaus nachvollziehen.

In einem kleinen Dörfchen nahe des Sees starteten wir unser 4-tägiges Pferdetrekking. Bei der Anmeldung betonte ich mehrfach, dass wir blutige Reit-Anfänger sind. Aber irgendwie schien das niemanden zu interessieren. Ohne grosse Erklärungen wurden wir auf unsere Vierhufer gehieft, die Zügel in der Hand gedrückt, etwas Hau-Ruck und vorwärts ging es. Das Reiten stellte sich aber als gar nicht so schwierig heraus. Die Pferde sind sich wohl unerfahrene Touris gewohnt und liefen unbeirrt ihren Weg. Der etwas harte Sattel wurde extra mit weichen Schaffellen ausgestattet und so sassen wir ganz bequem - bis zu sechs Stunden täglich. Wir stellten fest, dass man beim Reiten die Landschaft ganz anders, viel intensiver wahrnimmt, als in den Wanderschuhen oder auf dem Bike. Wir genossen das wunderschöne Panorama, die vier Tage Sonnenschein, und das gemütliche Sitzen im Sattel.

Abschleppdienst in Kirgistan
Abschleppdienst in Kirgistan

Unterwegs begegneten wir Schafs-, Kuh- und Pferdeherden mit vielen Jungtieren. Die Tiere verbringen ihr ganzes Leben in den Bergen und sind für ihre Kirgisischen Besitzerfamilien eine Art Versicherung. In schlechten Zeiten können die Tiere verkauft werden und so als Einnahme dienen. Übernachtet haben wir nicht wie erhofft in einer Jurte (das kommt dann hoffentlich noch!) sondern im Zelt irgendwo an einem schönen Plätzchen in der Nähe eines Baches. Wir wurden fein bekocht von unseren zwei jungen Studenten, die sich mit dem Guiden etwas Geld verdienen.

An den ersten drei Tagen genossen wir puren Sonnenschein. Der vierte Tag war etwas durchzogen - schliesslich kamen Regenjacke und -hose dann doch noch in Einsatz, aber nur für eine gute halbe Stunde, danach riss es wieder auf und wurde wieder sonnig. So viel Glück wissen wir wahrlich zu schätzen, nachdem wir die vielen Regenbilder aus der Heimat heute gesehen haben.

Zum Abschluss des Trekks besuchten wir noch ein Thermalbad. Aus dem Fels sprudelt hier heisses Wasser und wird in Becken gesammelt. Nach vier Tagen ohne Dusche hatten wir dieses warme Nass durchaus nötig! Auf dem Rückweg stellten wir unsere Pferdestärke nochmals unter Beweis. Ein Auto hatte eine Panne und wurde kurzerhand von einem der Pferde abgeschleppt - so macht man das in Kirgistan!

Die vier Tage auf dem Pferd, mitten in der superschönen Postkarten-Landschaft Kirgistans war für mich etwas vom Schönsten, was wir auf der Reise erlebt haben. Ich bin von der Schweiz in Zentralasien absolut begeistert!

Nun verbringen wir zwei Tage in einem weiteren Dörfchen am See und fahren dann zurück nach Bischkek um hoffentlich unser Visa zu bekommen. Weiter geht es dann in Richtung Osh. Am Sonntag lernen wir unseren Fahrer und seinen starken Jeep kennen, der uns dann in zwei Wochen über den Pamir Highway nach Dushanbe bringt. Spätestens dann werden wir wieder zurück in der Zivilisation sein, d.h. Internetanschluss haben, und hier weiter berichten können. Bis zum nächsten Stan!

Cпаcибо Қазақстан!

Sicht auf Almaty
Sicht auf Almaty

Almaty, 25/05/13

"Kasachstan" war für mich bis vor kurzem ein Land, das ich im Geografieunterricht zu Semizeiten einmal in eine Weltkarte einzeichnen konnte, danach nie mehr damit zu tun hatte und nur wusste, dass es irgendwo zwischen Europa und Asien zu finden ist. Über Kultur, Sprache oder Landschaft konnte ich nur spekulieren. So schnell kann sich das ändern. Mit der Ankunft in einer neuen Stadt, in einem neuen Land, erhält man sofort einen Eindruck, der sich dann von Stunde zu Stunde verfeinert und schliesslich zu einem Bild ergänzt. Mal ist man überrascht, mal eher enttäuscht, doch das schöne Gefühl etwas Neues kennen gelernt zu haben und etwas mehr von der weiten Welt gesehen zu haben, überwiegt doch immer!

Auch dieses Mal erging es mir so. Vom ersten Blick noch aus den Lüften, bis zum Goodbye morgen früh, wenn wir in den Bus nach Kirgisien steigen werden, wird sich dieses Land in unsere Erinnerungen brennen - und es ist eine durchwegs schöne Erinnerung!

Zu Beginn hatten wir noch so unsere Schwierigkeiten, angefangen hats ja schon auf der Botschaft der Kasachen. Weiter ging es mit zahlreichen Herausforderungen, zum Beispiel den veralteten Adressen in unserem Führer und falschen Angaben vom Tourismusbüro.

Wir fühlten uns wie auf einer Schitzeljagd durch die Stadt, mit Stadtplan auf Englisch, Strassennamen aber in Kyrillisch. Und so galt es die Buchstaben miteinander zu vergleichen, Wortlängen abzuschätzen und mit ein bisschen Glück herauszufinden, an welcher Strassenecke man gerade steht. Pasanten um den Weg zu fragen, stellte sich als Meisterleistung in Körpersprache heraus. Eine kleine Aufgabe, wie Postkarten und Marken zu kaufen, wurde so für uns zum Zweitagesprojekt. Aber mit viel Fantasie, Körpersprache und dem Zeigen aufs Postkartenbildli in unserem Zeigebuch schlossen wir dieses Projekt erfolgreich ab und warfen heute stolze 15 Postkarten in den gelben (gelb=Post, so praktisch!!) Briefkasten der "Kazpost".

Nebst dem Organisatorischen wie Anmeldung auf der Migrations Police (welche dann doch nicht nötig gewesen wäre) und Abklappern des Busterminals (was auch nicht nötig gewesen wäre!), haben wir in den wenigen Tagen doch noch Einiges gesehen.

Am ersten Tag, bei wunderschönem Wetter, fuhren wir mit dem kleinen Holzgondeli auf den Kok-Tobe (= grüner Hügel). Von dort ergab sich ein weiter Blick über die Stadt bis zu den riesigen Weiten des Landes. Auf der anderen Seite erstreckt sich die weisse Bergkette - Postkartensujets! Ein grosser metallener Apfel ist das beliebteste Fotoobjekt hier oben. Es steht für die grosse Vielfalt an Äpfel, die es in der Region Almaty gibt. Man munkelt sogar, dass unsere Apfelsorten eng mit den hiesigen Sorten verwandt sind, also ursprünglich aus dieser Gegend stammen. Da schlägt mein Mostindien-Herz doch gleich höher!

Charyn Canyon
Charyn Canyon

Auch um Almaty herum gibt es zahlreiche Naturwunder. Wir entschieden uns für den Charyn Canyon, 200km entfernt vom Zentrum. Unser Englisch sprechende Fahrer fuhr uns mehr oder weniger sanft um alle Schlaglöcher herum und erzählte uns allerhand Erstaunliches aus der sowjetischen Vergangenheit des Landes. Bei der Wanderung durch den Canyon war seit langem wieder einmal die Regenjacke im Einsatz. Die Säulen artige Landschaft erinnert an die bekannten amerikanischen Canyons, ist aber spätestens mit der Begegnung der Kasachischen Touristen etwas ganz anderes. Mehrere Cars voll mit jungen Kasachen machten sich mit uns auf den Weg durchs ehemalige Flussbett. Immer wieder wurden wir auf Russisch (oder Kasachisch? Wir wissen es nicht!) angesprochen. Auf unser Abwinken und hilflosem "English, English!" wuchs ihr Interesse an uns aber nur noch mehr. Wir mussten brav für einige Fotos hinhalten, solche exotischen Touris sind hier wohl eine Seltenheit! :-)

Auf dem Rückweg hielten wir noch kurz in einem Dorf, wo gerade der 300. Geburtstag eines Klans gefeiert wurde. Dazu werden traditionelle Pferdewettkämpfe veranstaltet. Es gilt, ein totes Tier mit dem Pferd bis zu einer bestimmten Markierung zu tragen, ohne vom Gegner abgehalten zu werden. Wir erhielten einen ersten Eindruck vom Leben auf dem Land - Yurten, Pferde, traditionelle Kopfbedeckung - bestimmt werden wir davon auf unseren weiteren Stationen noch mehr sehen!

 

Skifahren? Saison ist vorbei.
Skifahren? Saison ist vorbei.

Mit Bus und Gondel (hergestellt in der CH!) fuhren wir heute auf über 2000m in das nahe gelegene Skigebiet Chimbulak. Bei der Talstation Medeu bewunderten wir das riesige Ice-Skating Stadion, wo die Asien Games 2011 stattfanden und bereits zu Sowjetzeiten unzählige Rekorde gefahren wurden.

Die Liftanlagen des Skigebiets sind brandneu und top-modern. Die Ferienhäuser riesig und luxuriös, aber leer! Leider wurde der Blick ins Tal vom Nebel verhindert, Postkartenfotos konnten hier keine geknipst werden. Die Skisaison ist auch hier zu Ende, aber die winterlichen Temperaturen von 4 Grad liessen uns noch etwas vom Winterfeeling spüren.

Nach dem Trip in die nahen Berge besuchten wir den Green Market in Almaty. In dieser Halle werden allerhand Waren angeboten. Märkte haben wir auf unserer Reise schon einige gesehen, dieser sticht aber besonders heraus. Die vielen frischen und getrockneten Früchte werden superschön präsentiert. Das Fleisch liegt zwar ungekühlt offen auf der Theke, ist aber immerhin, nach Tier sortiert. Die Marktherren und -frauen sind sehr freundlich, aber nicht aufdringlich. Wir knipsten einige Fotos, fragten zuvor um Erlaubnis und hätten schliesslich von jedem einzelnen Marktstand ein Bild machen sollen, um alle zufrieden zu stellen. Zum Probieren gab es danach Nüsse und Aprikosen und nach einiger Zeit mussten wir wieder nach draussen flüchten, um den charmanten Gesten der Marktherren zu entkommen.

Kasachstan gefällt uns wirklich. Besonders die Menschen hier haben uns überrascht. Obwohl wir ihre Sprache nicht sprechen, haben wir in den letzten Tagen mehr Kontakt mit Einheimischen gehabt und mehr Gespräche geführt als in der ganzen Reisezeit in Thailand. Sei es mit dem Sitznachbar im Bus, auf der Strasse, einem Hochzeitspaar im Park, dem Kebabverkäufer, dem Buschauffeur oder irgendeinem fremden Päärchen in einem Café - überall wird man freundlich angesprochen.

Cпаcибо Қазақстан! - Spasibo Kasachstan! - Danke, Kasachstan!