Auf Wiedersehen Bangkok...and hello Almaty

Schneebergen in Sicht!
Schneebergen in Sicht!

Almaty, 21/05/13

Vor wenigen Stunden sind wir in Kasachstan gelandet. In der Millionenstadt Almaty startet unser letzter Reiseabschnitt Zentralasien. Wir haben uns das Eintrittsticket in dieses Land hart verdient (mehr dazu etwas weiter unten) und waren umso erleichtert, als wir endlich im Flugzeug der Air Astana sassen, das uns in sieben Stunden zu unserem Ziel brachte. Das Foto hat Simon einige Minuten vor der Landung geknipst. Er war ganz aus dem Häuschen, als wir durch das Wolkenmeer absanken und der Blick sich auf die riesige Bergkette auftat. Nach gefühlten 10 Wochen in der topfebenen Grossstadt Bangkok, wo sich die wenigen Höhenmeter nur mit Rolltreppen und Lifts erklimmen lassen, sind solche gigantischen Bergketten ein Augenschmauss! Wir sind auf jeden Fall gespannt, was uns die Reise im Blick dieser Riesen noch bringen wird.

Die Luft ist auch so wahnsinnig frisch hier. Die Boardanzeige im Flugzeug schockte uns mit 14 Grad Aussentemperatur. Nach den letzten Wochen in stetig über 30 Grad, war dies im ersten Moment eine kleine Abkühlung. Aber laut unserem Taxifahrer soll es normalerweise um diese Jahreszeit um die 25 Grad warm werden. Wir sind ja mal gespannt.

In Almaty haben wir uns in einer kleinen 1-Zimmer Wohnung einquartiert und uns bereits mit einigen Lebensmittel eingedeckt. Endlich dürfen wir uns wieder mal selbst bekochen, so schön! Ab Morgen werden wir einige Tage die Stadt und die nahegelegenen Naturhighlights erkunden und uns an die neue Kultur und vor allem an die ungewohnte Sprache gewöhnen. Die Kasachen sprechen natürlich Kasachisch und lernen in der Schule Russisch. Auch in den Ländern, die wir noch besuchen möchten, spricht man u.a. Russisch und so wäre es eben ganz praktisch, wenn man etwas Russisch könnte. Aber mehr als ein kleines Russisch-Reisewörterbuch können wir nicht bieten. Die Wörter lassen sich - bis jetzt - nur sehr schwierig aussprechen. Man muss zuerst einmal die kyrillischen Buchstaben entziffern, die Buchstaben unseren bekannten Lauten zuordnen und dann noch die richtige Betonung erwischen, damit es dann vielleicht irgendwie nach Russisch klingt. Auch im normalen Reisealltag wird uns das eine oder andere Hindernis begegenen. Wir können nämlich nicht nur NICHT kommunizieren, sondern erkennen dank der kyrillischen Schrift auch keine Strassen- oder Geschäftsnamen, oder wissen nicht in welche Richtung der Bus fährt, usw. Aber wir stellen uns dieser Herausforderung, zücken alle Register der nonverbalen Kommunikation, setzten unser Zeige-Wörterbuch ein und ein nettes Lächeln auf! Dann wird es schon irgendwie gut gehen!

Übrigens: Wir wissen auch nicht, was "Milch" heisst, haben heute statt Milch eine Art säuerliche dickliche Flüssigkeit gekauft. Was das wohl ist? :-)

schönes Leben
schönes Leben

Nun aber doch noch einige Worte zu der vergangenen Woche, obwohl wir diesmal keine solch herzige Tierfotos mehr bieten können. Wir haben uns vielmehr wiedermal in Geduld und Gehorsam üben müssen, um an unser Ziel zu kommen.

Nach dem Trip in den Norden Thailands haben wir uns bereits zum dritten Mal in unserem Hostel einquartiert. Bangkok diente uns in letzter Zeit immer wieder als Ausgangspunkt. Kein Wunder, dass uns die Angestellten des HI Hostels schon gut kennen und uns netterweise sogar einen kleinen Rabatt genehmigten. Das Hostel liegt im Quartier des Victoria Monumentes und ist bestens erschlossen durch den Skytrain. Dieser "Himmelszug" bringt einem in Windeseile zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten. Die einzige Sehenswürdigkeit, welche uns aber am ersten Tag nach Ankunft interessierte, war die Kasachische Botschaft. Diese hat an drei Tagen in der Woche jeweils zwei Stunden geöffnet, ausgenommen sind natürlich die zahlreichen Feiertage. Nachdem wir dann unsere Visaanträge eingereicht und das nötige Kleingeld (!!!) bezahlt hatten, mussten wir erst mal abwarten. Nach zwei Tagen besuchten wir wieder die Botschaft und wurden auf den nächsten Tag vertröstet. Dann kam uns das Wochenende dazwischen und schliesslich durften wir gestern - Montag - unsere Pässe mit Visa wieder abholen. Damit ist aber noch nicht genug. Hier in Almaty müssen wir uns nämlich nochmals registrieren lassen und dafür mindestens einen halben Tag auf einem Büro verbringen. Aber das gehört wohl mit dazu.

Thai Boxing
Thai Boxing

Die restliche Zeit in Bangkok haben wir uns ganz gut um die Ohren geschlagen. Täglich wurde ein neues riesiges super-stylisches Einkaufszentrum erkundet. Auf dem grössten Hochhaus Thailands (über 300m hoch), dem Baiyoke Tower, haben wir die Aussicht genossen. Später haben wir den Frauen und Männern beim Thaiboxen zugeschaut. Wir haben gelernt, wo man in unserem Quartier am besten, und wo man am schlechtesten essen kann. In der Stadt (sicher Teile davon) kommen wir (d.h. Simon) ohne Stadtplan zurecht und die Skytrainstationen und dessen Preise kennen wir auswändig. Wir sind schon fast etwas heimisch geworden. Aber mit dem Visa in der Tasche haben wir das diesmalige Ziel erreicht. Am Schluss unserer Zentralasienreise werden wir wieder in Bangkok landen und uns dann definitiv von dieser schrillen Stadt verabschieden müssen (oder dürfen!).

Im Norden Thailands

Chiang Mai, 09/05/2013

Es war schon ein komisches Gefühl so alleine am Flughafen in Bangkok zu stehen und auf Simon zu warten. Für eine Woche hatten sich unsere Reiserouten getrennt, da er in der Schweiz ein Vorstellungsgespräch absolvierte und ich eine weitere Woche in Kambodscha verbrachte.

Beim freudigen Wiedersehen kam mir ein wunderbar Duft nach frisch gewaschener Wäsche in die Nase – ein kleiner Gruss aus der Heimat. Klar brachte er mir auch einige handfeste Souvenirs mit. Unser Gummibärlivorrat (danke Lüscher!) ist für die nächsten drei Monate gedeckt und auch meine Lust nach Schweizer Käse konnte er etwas stillen.

Nun planten wir die letzte Reiseetappe. Ende Mai soll es nach Zentralasien gehen, vorher wollen wir aber den Norden Thailands noch erkunden. So setzten wir uns in den Nachtzug nach Chiang Mai. Die 14h Fahrzeit verbrachten wir auf breiten bequemen Sesseln, assen die letzten Stücke des Rüeblikuchens (danke Ursi!) und schliefen ein paar Stunden. Wir erwachten ein einige Stunden nach Sonnenaufgang in der grössten Stadt Nordthailands. Chiang Mai ist bekannt für die relaxte Atmosphäre, die vielen Tempel und die Altstadt, welche quadratisch angeordnet von Wassergräben und von mitteralterlichen Mauernresten aus dem 14. Jahrhundert eingegrenzt ist. Die Strassen sind voll von Tuktuks, Mopeds und den roten Sammeltaxis. Weg von den Hauptstrassen findet man sich schnell in kleinen Sois wieder (Quartierstrassen gerade so gross, dass sich zwei Mopeds kreuzen können), wo man sich sofort wie in einem kleinen Städtchen fühlt. Wir schmiedeten eifrig Pläne für unseren Aufenthalt in der Stadt, diesmal soll es ein Kochkurs, eine abenteuerliche Velofahrt und ein Besuch in einem Elefantencamp sein:

En Guete!
En Guete!

Thailändisches Essen schmeckt uns ganz gut und ein bisschen Kocherfahrung haben wir auch darin. Aber mehr als Currypaste und Kokosmilch kaufen und zusammen mit allerhand Gemüse im Wok anbraten, konnten wir bisher auch nicht bieten. Unser bevorstehender thailändische Kochkurs sollte uns da etwas weiterhelfen. Die Zubereitung eines thailändischen Curries begann für uns auf einem lokalen Markt. Hier erklärte uns (d.h. 1 Amerikaner, 3 Franzosen, 2 Chinesen und zwöi Schwiizer) eine Thailänderin die Eigenarten der verschiedenen Reissorten und sämtlichen anderen Zutaten. Im Hof eigenen Garten schnupperten wir anschliessend an all den intensiven, süsslichen und vor allem scharfen Kräuterchen. Mit roter Schürze ausgerüstet machten wir uns dann, jeder an seiner eigenen Kochstelle, ans Schnippseln, Schneiden und Mörsern der Currypaste und danach ans Brutzeln der vielen köstlichen Rezepte. Zwischendurch setzten wir uns an den grossen Tisch und probierten unsere Gerichte. Schlussendlich waren es sechs davon und wir waren mehr als satt. Es hat wunderbar geschmeckt! Nun hoffen wir natürlich, dass wir das eine oder andere zuhause einmal ausprobieren können.

Nein - das ist kein Ninja Turtle!
Nein - das ist kein Ninja Turtle!

Eigentlich muss ich dazu gar nicht viel sagen, denn Bilder sagen mehr als tausend Worte! Simon kam wiedermal so richtig in Fahrt, holte aus seinem gefederten Bike das Möglichste heraus und mass sich dabei am Tempo unseres Profiguides. Ich war mit einigem Abstand das Schlusslicht, war froh um die grosse Federung des Downhill-Bikes, kämpfte mit dem glitschigen Laub unter den Reifen und den hohen Wurzelstöcken und Steinen. Zweimal warf mich mein Drahtesel vom Sattel, einmal landete ich sanft in den Büschen einmal etwas weniger sanft auf meinem Hintern und bin nun mit blauen Flecken gezeichnet. Aber ich habe es überlebt und bin sogar etwas stolz auf mich. Solch eine holprige Piste habe ich noch nie zuvor auf zwei Rädern bewältigt.

 

Hoch zu Elefant!
Hoch zu Elefant!

Im Jahr 1989 wurde in Thailand das Abholzen der Wälder verboten. Damit waren die vielen Elefanten, welche als Arbeitstiere eingesetzt wurden, auf einmal nutzlos und die Mahouts (Elefantentrainer) arbeitslos. Durch den Tourismus entstand eine neue Einnahmequelle. Die Mahouts und ihre Elefanten arbeiten nun in Camps, wo sie Touris auf dem Rücken ihrer Dickhäuter durch die Landschaft führen. Leider gibt es viele Camps, welche die Tiere ausnützen und schlecht behandeln. Uns war es daher ganz wichtig, dass wir eine Organisation finden, welche sich gut um die Tiere kümmert. Mit Elephant Special Tours des Deutschen Elefantentrainers Bodo Förster trafen wir die beste Wahl. Das Camp liegt an einem Fluss, bietet mitten im Wald genug Schatten und natürlichen Lebensraum für die Tiere.

Noch nie zuvor waren wir so nahe an einem Elefanten. Die drei Tonnen Tiere sehen zwar super lieb aus, aber sind doch um ein x-Faches stärker als wir und deshalb kein kleine Schmusekätzchen. So waren wir doch etwas aufgeregt, als wir „unsere“ Elefanten kennenlernten. Zur Philosophie des Camps gehört, dass die Gäste während des Besuches eine Beziehung zu einem ihnen zugeteilten Elefanten aufbauen können. Simon wurde der Elefantendame Mae Ka Pat und ich der etwas älteren Elefantendame Mae Pung Tong zugeteilt. Nach den ersten Streicheleinheiten wurden wir sogleich ins Reiten eingeführt. Der Elefant neigt langsam den Kopf nach unten, man hält sich am Seil fest und hüpft mit einem Bocksprung auf den grossen Kopf. Nun gilt es, sich – ohne das Gleichgewicht zu verlieren – um zu drehen und die Knie hinter den riesigen Ohren zu platzieren. Mit dem Einsatz eines kleinen Stockes und den entsprechenden Kommandos setzten sich unsere Schwergewichte in Bewegung und entschieden sich – mal mehr, mal weniger genau – für unsere Richtungswünsche. Es war unglaublich! Immer wieder musste ich mich vergewissern, dass ich tatsächlich auf einem Elefanten hocke, ganz ohne Sattel oder Korb, einfach meine Knie auf seinem Kopf! In gemächlichem Tempo schaukelten wir durch die Gegend, über schmale Waldpfade, hinauf und hinunter an ziemlich steilen Hängen und durch den Fluss. Die vier riesigen Elefantenfüsse fanden stets einen sicheren Tritt. Immer mal wieder entdeckten unsere Gefährtinnen einen tollen Ast, brachen ihn gekonnt mit dem Rüssel ab und schwenkten ihn über den Rücken, um all die Stechfliegen zu verscheuchen.

Jöööööö....(70kg gegen 80kg)
Jöööööö....(70kg gegen 80kg)

Nach dem Ausritt durften wir jeweils mit unserem Tier im Wasser baden gehen. Das waren die absoluten Höhepunkte. Wir lotsten die Elefanten ins Flussbett und befahlen ihnen sich hinzulegen. Sie tauchten ab und nahmen uns samt Schuhe und Kleider mit ins erfrischende Nass. Hatten wir genug gebadet, führten wir sie zurück an Land, wo sie uns sanft wieder auf dem Boden absetzten.

Unsere Elefanten sind schon über 40 Jahre alt (Lebenserwartung liegt bei 80), haben also die Arbeit im Holzabbau auch miterlebt. Wir konnten uns beim Baumstammschieben von den Leistungen dieser Tiere überzeugen. Mit wenigen Anweisungen brachten wir sie dazu, schwere Holzstämme wie Streichhölzer zu rollen, sie mit dem Rüssel hochzuheben und aufeinander zu stapeln. Diese Arbeit wird zwar nicht mehr benötigt, ist aber für die intelligenten Tiere eine willkommene Beschäftigung.

Wir waren überwältigt von dem intensiven Kontakt mit den faszinierenden Tieren. Etwas traurig stimmte uns der Abschied von unseren Elefantendamen. Zum Schluss besuchten wir im Stiftungscamp von Bodo Förster weitere Dickhäuter, darunter ein 6-wöchiges Elefantenkalb. Berührungsängste gibt es hier nicht, die Elefantenmutter lässt die Menschen ohne Weiteres zum Jungtier. Simon konnte gar nicht mehr aufhören, das Kleine zu knuddeln. Der bereits 80kg schwere Bulle besitzt schon ganz schön Kraft und forderte Simon beim Kräfteduell heraus.

Die drei Tage Elefantencamp werden uns wohl noch lange in Erinnerung bleiben.

Schule - einmal anders

Siem Reap, 28/04/2013

Battambang liegt knappe vier Busstunden südwestlich von Siem Reap. Die überschaubare Stadt ist viel weniger touristisch als Siem Reap und lässt mich während meines Aufenthaltes etwas mehr in die Kultur eintauchen.

Dank dem Tipp von Nina bin ich auf das Schulprojekt KNGO (http://kngovolunteer.org/projects.html) aufmerksam geworden. An den öffentlichen Schulen in Kambodscha wird kein Englisch unterrichtet. Wer Englisch lernen möchte und somit den Zugang zu Universitäten oder Jobs im Tourismus erhalten will, muss sich eine teure Privatschule leisten können. Natürlich bleibt diese Chance der ärmeren Dorfbevölkerung verwehrt. Saveth Sun hat vor einigen Jahren eine Schule gegründet und lokale Lehrer engagiert, die Dorfkinder Englisch lehren. Für die Kinder ist der Unterricht kostenlos. Die Lehrer, engagierte kambodschanische Studenten, können sich mit dem Unterrichten etwas dazu verdienen. Die Schule ist auf  finanzielle Unterstützung angewiesen. Immer wieder wird sie auch von Backpackern besucht, die einen oder mehrere Tag beim Unterrichten mithelfen und die neugieren Kids begeistern.

"Kambodscha" in der Khmer-Schrift
"Kambodscha" in der Khmer-Schrift

Ich habe während einer Woche die Nachmittage an der Schule verbracht. Es war super spannend, die Lehrmethoden in Kambodscha kennen zu lernen. Die Lehrer unterrichten anhand eines australischen Lehrmittels. Mehr als eine Wandtafel (über der Bilder der Königsfamilie hängen), Tische und Bänke findet man nicht in den Schulzimmern. Dank einfachen Spielen, und viel Vor- und Nachsprechen sind die Kids sehr aktiv. In der Anfängerklasse lernen die 6-8-Jährigen nicht nur die ungewohnten Laute der englischen Sprache, sondern auch die Buchstaben. Khmer (Landessprache Kambodschas) wird in Khmer-Schrift geschrieben (siehe Abbildung). Von vielen Familien im Dorf kommen alle Kinder in diese Schule. Die jüngsten Geschwister werden einfach mitgeschickt, sitzen ebenfalls mit im Schulzimmer und schnappen den einen oder anderen Buchstaben auf. Die ältesten Schüler sind zwischen 16 und 18 Jahre alt und können sich schon ganz gut in Englisch ausdrücken.

Wir wiederholen Zahlen.
Wir wiederholen Zahlen.

Bevor der Unterricht beginnt, wischen die Schüler erst die Böden ihres Schulzimmers. Betritt der Lehrer dann den Raum, stehen die Kinder auf und begrüssen ihn im Chor. Um eine Frage zu beantworten, erheben sie sich ebenfalls und antworten in lauter Sprache. Diese Angewohnheiten sind ungewohnt für mich, unterstreichen aber den Respekt des Lehrers. Der Umgang zwischen Lehrer und Schüler ist aber sehr freundlich, fast freundschaftlich, Strafen oder Tadel habe ich nicht miterlebt. Die Schüler scheinen zu wissen, welche Chance sie mit dem Unterricht haben und machen begeistert mit. Ich zeigte ihnen einige Schweizer Postkarten und erklärte ihnen, was Schnee und Fondue ist. Im Gegenzug nannten sie mir ihre kambodschanischen Lieblingsgerichte und die heimischen Tiere. Sie konnten es kaum glauben, dass es in der Schweiz keine wildlebenden Geckos gibt.

(unten: Bildkommentare werden sichtbar, wenn man mit der Maus über die Bilder fährt.)

Auch rund um die Schulzimmer sieht es anders aus als mein Arbeitsplatz zuhause. Und doch trifft man auf einige Gemeinsamkeiten. Auf dem Schulhausplatz verkaufen Mütter Süssigkeiten und Mangos, die Kinder sitzen auf alten Autoreifen oder spielen Gummitwist oder Fadenspiele. Vor den Schulzimmern läuft eine Gluckere mit ihren acht Bibbelis vorbei. Einige Bibbelis huschen durch die geöffnete Tür eines Schulzimmers – die Kinder achten nicht darauf, viel zu gewohnt ist ihnen dieser Anblick. Kaum vorstellbar wäre das in meiner Schweizer Schulklasse. Bei einem Besuch eines Huhns samt seiner Jungmannschaft, wäre meine Klasse wohl für die nächste halbe Stunde nicht mehr zu unterrichten. In Kambodscha lässt man sich aber nicht ablenken, auch nicht durch das ohrenbetäubende ABC-Kreischen der Anfängerklasse, welches durch alle Schulzimmer dringt und einem das eigene Wort nicht mehr verstehen lässt. Niemand stört sich daran.

Ich habe die Woche an der Schule und den Kontakt mit den Schülern sehr genossen. Gestern ging es mit dem Bus wieder nach Siem Reap. Hier verbringe ich meinen letzten Tag als Alleinreisende, schreibe Postkarten, gehe Shoppen und Kaffeetrinken. J Morgen fliege ich zurück nach Bangkok, wo ich Simon nach seinem (übrigens sehr erfolgreichen!) Besuch in der Schweiz wiedertreffe.

Die Tempel von Angkor

Battambang, 25/04/2013

Nach der Ankunft in Bangkok planten wir die nächsten Stationen unserer Südostasienreise. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man einfach ein paar Wochen vor sich hat und frei entscheiden kann wohin man gehen möchte. Wir wollten uns aber keinesfalls zu viel vornehmen, weniger ist schliesslich mehr. Und so entschieden wir uns für einen Besuch in Kambodscha, und eine Reise in den Norden Thailands. Mit einem Flug ging es in die Tempelstadt Siem Reap. Der bekannte Tempel Angkor Wat und die vielen nahe gelegenen nicht weniger imposanten Tempel sind das Touristenziel schlecht hin in Kambodscha. Ich habe erst etwas zögerlich auf diesen Reisevorschlag reagiert, haben wir doch auf unserer Reise schon einige Tempel und Ruinen gesehen. Die Entscheidung hat sich aber als goldrichtig herausgestellt. Die Anlagen sind sehr eindrücklich. Trotz den Massen an Touris findet man bei den über 200 Tempel auch ruhige und einsamer Plätzchen.

Angkor Wat (im Hintergrund das Fotos ganz rechts) gilt als grösstes religiöses Gebäude der Welt. Gebaut wurde es unter der Herrschaft des damaligen Königs zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert. Die gigantische Baukunst ist überwältigend. Über eine riesige Fläche verteilen sich grosse künstlich angelegte Seen, Mauern, Eingangstore und Tempel. Riesige Sandsteinblöcke wurden übereinander gestellt und mit Reliefs versehen. Vieles davon ist noch erstaunlich gut erhalten. Anderes fällt auseinander oder wird notdürftig mit Holzverstrebungen gesichert. Da die Tempelanlagen von Wäldern umgeben sind, hat sich die Natur über die vielen Jahren wieder etwas von den grossen Steinmassen zurückgeholt. In einigen Tempeln wachsen hohe Bäume auf den Mauern und scheinen mit ihren Wurzeln die Steine verschlingen zu wollen. Die Athmosphäre in dieser Landschaft ist einzigartig und scheint auch einige Filmproduzenten inspiriert zu haben. So ist ein Teil der Filme Tomb Raider und Indiana Jones in einem dieser Tempel gedreht worden.

Wir waren an drei Tagen in den Tempelanlagen unterwegs. Einmal mieteten wir einen eigenen TukTuk Fahrer, der uns auch beim strömenden Regen umher fuhr. Die beiden anderen Tagen mieteten wir ein Fahrrad (für einen Dollar pro Tag!) und radelten, diesmal bei stechendheisser Sonne, durch die Anlagen. Wir waren fasziniert und begeistert von der Baukunst, aber auch etwas traurig als wir sahen, wie rücksichtslos einige Touristen mit diesem Bauwerk umgehen. Für ein tolles Foto klettern mache auf die Mauern und Steine oder betatschen die feinen Reliefs und hinterlassen dabei schwarze Spuren am Stein. Leider wird nur wenig überwacht, und kaum darauf hingewiesen, dass so ein Verhalten den Zerfall der Anlagen mur noch beschleunigt.

In Siem Reap kann man neben den Tempel von Angkor noch viele andere bewundernswerte Leistungen von Menschen besuchen. Eine davon ist die des Schweizer Kinderarztes Beat Richner. Er hat vor über 20 Jahren das erste Kinderspital in Kambodscha errichtet, heute gibt es bereits fünf davon. Täglich kommen hunderte von Müttern mit ihren kranken Kindern in die Spitäler und erhalten kostenlos eine Behandlung. Als Musiker "Beatocello" wurde Richner in der Schweiz bekannt. Heute sammelt er mit seinen wöchentlichen Cellokonzerten Geld für seine Spitäler. Neben finanziellen Spenden sind aber auch Blutspenden sehr willkommen. Auch wir haben uns stechen lassen. Nach dem Konzert von Beatocello haben wir 100 Fr. aus dem Postkartenkässeli dem Spital übergeben.

Sehr eindrücklich war auch der Besuch des Landminenmuseums. Während des Vietnamkrieges und unter der brutalen Herrschaft der Roten Khmer wurden Millionen von Landminen in Kambodscha verbuddelt. Immer noch gibt es Minenfelder in Kambodscha und viele Opfer von Minenexplosionen. Auch in unserem Reiseführer wird in bestimmten Gebieten davor gewarnt, die offiziellen Strassen zu verlassen. Zu gross ist die Gefahr auf eine Mine zu treten. Zum Glück gibt es aber auch hier einige Hilfsorganisationen, die viele der Minen entschärfen können.

 

Siem Reap hat uns, trotz der vielen Touristen, sehr gut gefallen. Für mich ging es mit dem Bus weiter ins 4h entfernte Battambang. Simon flog für knapp eine Woche in die Schweiz. Er hat sich ein Vorstellungsgespräch ergattert. Was macht man nicht alles für einen guten Job! Natürlich buchte er einen Retourflug und so werden wir dann ab Bangkok wieder gemeinsam weiterreisen. In Battambang kann ich die nächsten Tage in einem Schulprojekt  Englisch unterrichten, damit ich das Lehrersein nicht ganz verlerne. :-)

Rätsel: Was ist das für eine Pflanze?

Hinweis: Die Pflanzen wachsen am Baum, werden speziell verarbeitet und sind auch in der Schweiz erhältlich (etwas teuer).

Schreibt uns eure Antworten per Kontaktformular, E-Mail oder WhatsApp.

Der Schnellste gewinnt eine Gratulationspostkarte aus Kambodscha! :-)

Achtung, ....fertig.....looooos!

 

Auflösung

Das sind Cashew Nuts. Die Nüsse wachsen mit einer Peperoni ähnlichen Frucht am Baum. Sie werden getrocknet und gröstet und sind suuuuper fein!

Der Hauptpreis geht an Luki. Gut gemacht! :-)

Balinesische Ferien

Bangkok, 14/04/2013

Der Reisealltag kann ganz schön anstrengend und Kräfteraubend sein - man glaubt es kaum. Aber das ständige Organisieren, Rucksackschleppen, Ein- und Auspacken, Fotosknippsen, Um-den-besten-Preis-Feilschen, Hötterlibusfahren, und, und, und...macht auf die Länge doch etwas müde und vorallem sehr verspannte Nackenmuskeln. Um dieses Leid etwas zu schmälern, mussten wir dringend wieder mal "Ferien in den Ferien" machen.

Die zwei Wochen auf Bali, zusammen mit dem Schweizerbesuch, war dafür genau richtig. Wir liessen es uns so richtig gut gehen, logierten in einem noblem Hotel, schwaderten im Pool und im Meer, lagen viel auf dem Liegestuhl und genossen eine balinesische Massage.

Bali ist aber viel mehr als Liege- oder Massagestuhl. Die indonesische Insel hat kulturell und landschaftlich einiges zu bieten. Simon und ich sind ja schon einiges gewohnt, doch die beiden anderen Schnyders mussten erst mal darin eintauchen. Ein kleiner Kulturschock hat sich bereits bei der Taxifahrt vom Flughafen ins Hotel abgezeichnet. Die vielen Mopeds, die engen Strassen und das leichte Verkehrschaos waren wohl schuld - oder war es der unaufhörlich quasselnde Touri-guide? Gewiss setzte ihnen auch die tropischfeuchte Hitze zu. Gut, dass wir es in diesen Tagen etwas langsam angehen konnten.

 

vor dem Tanah Lot Tempel
vor dem Tanah Lot Tempel

Nach einigen entspannenden Tagen im Süden Balis fuhren wir mit einem eigenen Fahrer und Guide in den Nordwesten. Unterwegs machten wir einige Sightseeingstops. Bali ist als einzige indonesische Insel mehrheitlich Hinduistisch geprägt. Die vielen Tempel, die geschmückten Strassen und die Opfergaben vor den Häusern fielen uns sofort ins Auge. Wir lassen uns erklären, dass neben dem Hinduisten auch Buddhisten, Islam und Christen auf Bali zuhause sind. Die vier Religionen leben friedlich miteinander, Kirchen stehen neben Moscheen und Tempel.

Wir besuchten den Tanah Lot Tempel, der nur bei Ebbe begangen werden kann und bei Flut wie eine Insel vom Festland abgeschnitten ist. Anschliessend bestaunten wir verschiedene Früchte- und Kaffeeplantagen und degustierten balinesischen Kaffee (Simon bekam eine heisse Schokolade). Sehr eindrücklich waren die Reisfelder, die sich in Terrassen an die vielen Hügel schmiegen. Zum Schluss machten wir noch Halt an einem Markt und übten uns im Feilschen. Und das geht so: man fragt den Verkäufer, was er für das ausgewählte Produkt möchte. Er nennt den viel zu hohen Preis. Dann verzieht man ungläubig das Gesicht, lächelt aber weiterhin und bietet etwa einen Viertel des verlangten Preises. Der Verkäufer erklärt einem nochmal den hohen Wert des Gegenstandes und nennt einen etwas tieferen Preis. Wieder lächelt man nett und erhöht seinen eigene Preisvorstellung leicht. So geht das eine ganze Weile, bis man irgendwann aufgibt und den vom Verkäufer verlangten Preis zahlt!  Solches Verhandeln sind wir uns Schweizer einfach nicht gewohnt. Mit vereinten Kräften versuchten wir, sehr geduldig, den Verkaufspreis noch etwas zu drücken...gaben aber wohl viel zu schnell auf, stets zur Freude der Verkäuferinnen. Aber das ist alles nur halb so schlimm, ist doch alles so oder so recht günstig zu haben.

Auch das Essen ist sehr preiswert. Vorallem die köstlichen frischen Fruchtshakes haben es uns angetan. Zum Frühstück gab es Köstliches vom Buffet oder Banana-Pancake, Mittagessen oder Nachtessen bestand dann aus Nasi Goreng (Reis), Mie Goreng (Nudeln) oder einem feinen Satay-Chicken. Als Bettmümpfeli bestellten wir uns ein Bintang, das typisch balinesische Bier.

im Schatten des Pondoks
im Schatten des Pondoks

In Pemuteran, im Norden Balis, bezogen wir ein hübsches Hotel mit Freiluftduschen und nächtlichen Besuchs von Geckos. Diese Echsen leisteten Madlen und Rätia im Zimmer Gesellschaft und machten lautstark auf sich aufmerksam. Zum Glück schliefen wir unter einem Mückennetz!

Pemuteran liegt an einem Strand mit schwarzem Sand aus Lavastein. Bei der nahegelegenen Insel Menjangen befindet sich ein sehr schönes Riff mit unzähligen bunten Fischen. Wir schnorchelten im glasklaren Wasser und knippsten Bilder mit unseren wasserfesten Einwegkameras.

Weiter ging es wieder mit einem gemieteten Auto und Fahrer (Töfflifahren auf Bali war uns definitiv zu gefährlich!) in den Südwesten. Auf dem Weg sahen wir einen weiteren Tempel und den 1717m hohe Vulkan Gunung Batur. Der Verkehr war an diesem Tag besonders dicht, da gerade ein Tempelfest gefeiert wurde und alles unterwegs war. Wir gerieten dann auch mitten in einen Umzug von weissgekleideten Männern und Kindern. Grosse Freude hatten sie als Paparazzi-Simon ein paar Bilder knipste.

 

Jetzt wollten wir noch andere Schnorchelgebiete erkunden, deshalb entschieden wir uns für einen Besuch der Gili-Inseln. Diese drei kleinen Inseln liegen vor Lombok, ca. 1h Bootsfahrt von Bali entfernt. Der Reiseführer verspricht eine wunderschöne Unterwasserwelt und an Land Ruhe und Erholung. Tja, leider kann man dem Reiseführer nicht immer trauen. Die Unterwasserwelt war etwas enttäuschend, da viele Korallen abgestorben sind. Wenige Meter neben unserem Hotel stand eine Moschee, wo der Muezzin mehrmals täglich (und um 5 Uhr morgens) in voller Lautstärke predigte. Auch die Partyfreudigen Karaokesänger im Nachbarhostel raubten uns etwas den Schlaf. So waren die Gili-Islands nicht ganz so paradiesisch, aber immerhin etwas abenteuerlich! Zum Abschluss unserer Balireise gönnten wir uns nochmals zwei Nächte im Luxushotel, schwaderten im Pool und genossen Liege- und Massagestuhl. Wunderbar!

 

Da unsere Weiterreise ebenfalls nach Bangkok ging und unser Besuch dort zwischenlandet, buchten wir den gleichen Flug. In Denpasar, der Hauptsstadt Balis, checkten wir also gemeinsam ein. Und unsere gemeinsame Zeit wurde durch eine Flugverspätung sogar noch verlängert. Nur der Grund dieser Verspätung war nicht so freudig. Aus dem Nachrichtensender im Flughafencafé sahen wir die Bilder des Flugzeuges, dass wenige Stunden vor unserem Abflug die Landebahn verfehlt hatte und im Wasser notgelandet war. Hmm, ein leicht mulmiges Gefühl spürten wir schon, als wir schliesslich in unser Flugzeug stiegen. Wir sind aber gut in Bangkok angekommen und mussten uns von unserem Besuch verabschieden.

Es waren super schöne, erholsame und abwechslungsreiche Tage. Die beiden Schweizerinnen haben sogar so viel Sonne getankt, dass prompt an ihrem Ankunftstag der Frühling in der Schweiz eingekehrt ist! So bleibt der Jetlag hoffentlich aus.

Die Waldmenschen in Sumatra

Übernachtung mal anders
Übernachtung mal anders

Im Flugzeug über Indonesien, 29/03/2013

Vom Flughafen Singapur sind wir begeistert. Kaum ist man aus dem Flugzeug gestiegen, befindet man sich in einem grossen hellen Raum mit Teppich am Boden und bequemen Sitzplätzen wohin man schaut. Man fühlt sich wie in einem gemütlichen grossen Wohnzimmer. Es fehlt einem an nichts. Vom Fitnessstudio, Swimmingpool, mehreren Kinos und Schlafsälen findet man alles – sogar einen kleinen botanischen Garten kann man hier bestaunen. Mit einem eigenen Skytrain gelangt man in die drei verschiedenen Terminals – super! Wir hätten es in diesem Paradies glatt noch länger ausgehalten!

Nach dem Besuch der Philippinen flogen wir das zweite Mal nach Singapur – diesmal spätnachts - und entschieden uns die Nacht am Flughafen zu verbringen, statt für wenige Stunden in ein Hostel einzuchecken. Leider blieb uns die gemütliche Transitzone mit den bequemen Schlafsitzen verwehrt, weil man bei Billigairlines nicht früher einchecken kann. Naja, so suchten wir uns eben ein gemütliches Plätzchen in der Public Area. Für einige Stunden lagen wir auf dem (etwas harten) Boden, wurden mit beruhigender klassischer Musik berieselt und vom Dauerlicht bestrahlt (Augenbinde montiert!). Nach den wenig erholsamen Stunden erhielten wir dann Eintritt in die ersehnte Transitzone und flogen schliesslich nach Medan in Sumatra.

steinerne Stühle vor den Batak-Häuser
steinerne Stühle vor den Batak-Häuser

Eine Woche blieb uns noch vor dem Schweizer Besuch in Bali. Nach Rücksprache mit Nina und Christoph (sie haben Sumatra einige Monate vor uns besucht) entschieden wir uns für zwei Reiseziele, den Lake Toba und das Dschungeldörfchen Bukit Lawang. Mit einem richtigen Hötterlibus – wir kennen’s ja schon – ging es in langen vier Stunden an den Kratersee Lake Toba. Leider spielte das Wetter nicht so mit. Bei der Bootsüberfahrt zur Insel Samosir zeigte uns Petrus, was indonesischer Regen ist. Von einer Minute auf die andere goss es in Strömen. Da unsere Regenjacken ungebraucht zu unterst im Gepäck lagen, kamen wir ziemlich durchnässt im Hostel an. Erst am nächsten Tag konnten wir dann richtig sehen, wo wir hier gelandet waren. Samosir Island ist eine grosse Insel auf dem Toba Lake, der den Krater eines erloschenen Vulkans füllt. Wir befanden uns in „Tuk Tuk“, eine vor Samosir gelegene Halbinsel. Der aufregend klingende Ortsname „Tuk tuk“ lässt ja schon Backpackerherzen höher schlagen. Der Ort ist dementsprechend touristisch. Unzählige kleine Souvenirshops und Restaurants säumen das kleine Strässchen, das rund um die Insel führt. Überall werden den sportlichen Touris Roller zur Miete angeboten. Wir sind ja schon geübte Rollerfahrer und wollten uns für Bali fit halten, deshalb mieteten wir nochmals einen Zweiräder (nach einigem Preisverhandeln) und erkundeten Tuk Tuk und Samosir Island. Unterwegs bestaunten wir die traditionellen Batak Häuser mit ihren grossen geschwungenen Dächern und die grünen Reisfelder. Unser Hostel grenzt direkt an den Toba Lake. Nur ein paar Schritte genügten und wir waren im erfrischenden blassblauen Nass. (Einen speziellen Gruss vom Sprungbrett geht an Nina&Christoph! Vielen Dank für eure Tipps!)

Orang-Utan (malaiisch für Waldmensch)
Orang-Utan (malaiisch für Waldmensch)

Nach dem Vulkansee machten wir uns auf den Weg nach Bukit Lawang. Dieser Weg stellte sich als 8h-Tagesfahrt heraus. Das kleine Dörfchen Bukit Lawang liegt im richtigen Dschungel. Die Regenwälder Sumatras bieten Lebensraum für allerlei Tiere und Pflanzen, die bekanntesten Einwohner sind aber sicher die Orang-Utans, die grössten auf Bäumen lebenden Säugetiere der Welt. Einst waren sie in ganz Südostasien verbreitet. Aufgrund der massiven Abholzung und Palmölindustrie hat sich ihr Lebensraum so eingeschränkt, dass sie heute nur noch in Sumatra und Borneo vorkommen. Und diese grossen Affen wollten wir unbedingt in ihrem natürlichen Lebensraum bestaunen. Wiedermal erreichten wir unser Hostel bei indonesischem Regen – kein Problem!

Am nächsten Tag starteten wir mit einem lokalen Führer unseren zweitägigen Dschungeltrip. Ziemlich zügig ging es auf schmalen Pfaden die Hügel hinauf. Schnell waren wir umgeben von der Dschungelwelt. Gummi- und Mahagonibäume, grosse Palmen- und Farngewächse, Wurzeln und Lianen hängen kreuz und quer. Jeden Moment erwarteten wir Tarzan und Mogli hinter einem Baum auftauchen. Zu sehen und zu hören gab es Allerlei! Eine Familie einer kleinen Affenart schwang sich von Baum zu Baum, ein Chamäleon sass seelenruhig auf einem Ast und 2cm-lange Ameisen krabbelten über den Waldboden. Später trafen wir noch auf Gibbons und eine graue Affenart mit besonders coolem Haarschnitt. Die Urang-Utans (der Name ist malaiisch und heisst Waldmensch) liessen auch nicht lange auf sich warten. Nicht weit entfernt sahen wir ein Muttertier mit ihrem etwa 4-jährigen Jungen. Die beiden kamen ziemlich nahe zu uns und unser Guide erklärte, dass es sich um halbwilde Tiere handelte. Sie sind halbwild, da sie sich auf der Suche nach Früchten nahe ans Dorf wagen und deshalb Menschenfreundlich sind. Trotzdem muss man einen bestimmten Abstand wahren. Stundenlang hätten wir zuschauen können, wie sich die beiden durch die Äste hangelten. Besonders das Jungtier zeigte uns all sein Können und suchte immer wieder den Augenkontakt. Die Orang-Utans sind, im Gegensatz zu vielen kleineren Affenarten, Einzelgänger. Die Weibchen bekommen nur ein Junges in acht Jahren, so lange dauert die mütterliche Ausbildung zum Überleben. Täglich bauen sich die Affen fürs Nachtlager ein neues Nest auf den Wipfeln der grossen Bäume. Unser Nachtlager lag an einem kleinen Flüsschen. Die Guides bekochten uns mit einem köstlichen indonesischen Reisgericht und wir spielten „Schwarzen Peter“ in der Orang-Utan Version bis es dunkel wurde. Den Moskitos haben wir (vor allem der süsse Simon) den Kampf angesagt! Eingewickelt in Schlafsack und eingesprayt mit Antibrumm nahmen wir unser hartes Lager ein. Mit der Nacht wurde der Dschungel wach, unglaublich wie laut es im Regenwald sein kann. Die lauten Tiergeräusche übertönten sogar das Rauschen des Baches, trotzdem fielen uns bald die Augen zu. Am zweiten Tag wanderten wir wieder zurück nach Bukit Lawang. Diesmal sahen wir weniger Tiere, hatten aber einen Kampf mit blutsaugenden Schleimitierchen auszutragen. Diese Wurmähnlichen Viecher tummelten sich überall am Dschungelboden und warteten nur auf das weisse Frischfleisch. Bei jedem Stopp mussten wir unsere Hosenbeine absuchen und einige Blutsauger bei ihrem Essen stören. *schüttel schüttel*

Nach dem Dschungelabenteuer flogen wir von Medan wieder zurück zu unserem Lieblingsflughafen Singapur und stiegen ins Flugzeug nach Bali um. Meine Mutter Rätia und meine Schwester Madlen sind in dieser Zeit noch am Kofferpacken, steigen dann aber auch bald ins Flugzeug um den Schweizer Winter für zwei Wochen hinter sich zu lassen. Wir freuen uns riesig auf das Wiedersehen und auf die zwei Wochen Inselspass in Bali! Bis bald!

 

Inselhopping auf den Philippinen

im Anflug
im Anflug

Tuk Tuk, 23/03/2013

Zuhause hoppelt zur Zeit der Osterhase herum, in den Philippinen "Inselhoppen" Simon und Patrizia. Und zum "Hoppen" gibt es hier einige Möglichkeiten. So konnten wir uns anfänglich nur schwer entscheiden, welche der vielen Inseln in den Philippinen wir besuchen möchten. Der Staat besteht nämlich aus über 7000 Inseln. Würden wir jeder einen eintägigen Besuch abstatten, wären wir für die nächsten 20 Jahre unterwegs. Das ist uns dann doch etwas zu viel. Und so beschränkten wir uns auf die bekannte Inselregion Visayas, für Negros, Siquijor und Bohol. Mit einem Flug über die Hauptstadt Manila gelangten wir nach Cebu. Und wie es schon öfters bei Ankunft in einem neuen Land, der erste Schritt gilt dem ATM (Geldautomat). Nach einigem Tastentippen und dem Hoffen auf Gebührenfreien Bargeldfluss hält man dann die neue Währung in den Händen. Wieder gilt es sich an die neuen Noten zu gewöhnen und mit Hilfe eines klugen Iphone Apps die aktuelle Umrechnungen in den Kopf zu kriegen. Mit Links gewöhnten wir uns an die Philippinischen Pesos. Irgendwie kam uns diese Währung sehr bekannt vor, denn auch in Chile bezahlten wir mit Pesos. Dieser Zusammenhang entstand weil die Philippinen unter spanischer Herrschaft waren. Auch auf die Sprache hatte Spanisch einen Einfluss, wir schnappten ab und zu ein spanisches Wort auf (v.a. bei den Zahlen). Die Philippinos sprechen nebst philippinisch aber auch sehr gut Englisch. Dadurch war das Nach-dem-Weg-Fragen nie eine Schwierigkeit. Ganz im Gegenteil, wir waren überwältigt wie freundlich, offen und zuvorkommend die Philippinos sind. Überall wurden wir mit einem Lächeln begrüsst (Simons blonde Haare haben da so seine Wirkung!). Im vollgestopften Bus rutschten alle noch etwas enger zusammen, damit die zwei Schweizer noch ein Plätzchen fanden. Sehr hilfsbereit kümmerten sich dann unsere Mitfahrer darum, dass wir unseren gewünschten Aussteigeort nicht verpassten.

unterwegs im Tricycle
unterwegs im Tricycle

Natürlich sammelten wir auch Erfahrungen mit den etwas aufdringlichen "Hello my friend, where are you going?"-Zurufen der Taxi- und Tricyclefahrer. Aber wir machten den Herren schnell klar, dass wir auch einige Meter zu Fuss gehen können. Über längere Strecken gönnten wir uns aber natürlich die Fahrt mit dem öffentlichen Verkehr. Im Tricycle sitzt man bequem auf einem Bänklein neben dem Töfffahrer. Schneller als einem lieb ist, ist man dann teil des kleineren Verkehrschaos in den Strassen. Zum Glück waren wir und unsere Rucksäcke jeweils genug schwer, so dass der Töfffahrer nur ein sehr gemächliches Tempo anschlagen konnte. 

Wir liessen uns aber nicht nur herumchauffieren, sondern sassen auch selbst auf dem Sattel. Mit einem gemieteten Roller erkundeten wir die Insel Siquijor. Zum Glück kann ich auf eine langjährige Rollererfahrung zurückgreifen, Simon sass zum ersten Mal am Lenkrad (Hilfe!). Wir liessen uns das geschaltete Modell erklären und staunten nicht schlecht, als sie uns anwiesen, unser Gefährt mit "Cola-Grün" zu tanken. An jeder Strassenecke bekommt man diesen Treibstoff, der in alte Colaflaschen abgefüllt ist, zum Verkauf angeboten wird.

Nuts Huts Bungalow im am Loboc River
Nuts Huts Bungalow im am Loboc River

Da die Philippinen ein sehr günstiges Reiseland ist, konnten wir uns in Sachen Unterkunft wieder etwas mehr leisten. Auf der ersten Insel Negros übernachteten wir am Sugar Beach. Dieser etwas abgelegene Strand bot uns Robinson Crusoe Stimmung pur. Die grossen Palmen reichen direkt ans Meer. In Hängematten und Strandmöbeln aus Bambus kann man den ganzen Tag faulenzen oder am Strand - etwas sportlicher - Beachvolleyball spielen. Wir bekamen unser eigenes kleines Bungalow mit Mückenschutz-Himmelbett. Viele Unterkünfte werden hier von ausgewanderten Europäern (auch einigen Schweizern) geleitet. Und so kam es manchmal vor, dass auf der Speisekarte der Hostels auch Rösti und Fondue vertreten war. Wir ernährten uns aber lieber von dem köstlichen Philippinischen Essen, Käsefondue unter Palmen passt dann doch nicht ganz.

In der Unterkunft "Nuts Huts" (Bezug auf die vielen Kokosnüsse) auf der Insel Bohol verbrachten wir einige Nächte am Loboc River, diesmal im Dschungel. Die riesigen Palmen und anderen Gewächse sind wunderschön. Die Luftfeuchtigkeit hat uns wiedereinmal herausgefordert. Ich schaute den Einheimischen ab und trug immer einen Waschlappen mit mir herum, mit dem ich mir ständig das Gesicht abwischen konnte, eine kalte Dusche tat seine Wirkung gerade so lange, wie man darunter stand und die am Abend zuvor ausgewaschenen T-shirts waren am Morgen fühlbar noch nässer als zuvor. Aber das gehört zum Gefühl mitten im Dschungel zu wohnen eben dazu!

Ein Tarsier Äffchen
Ein Tarsier Äffchen

Auf den Philippinischen Inseln gab es einiges zu sehen. Wir erkundeten einsame Robinson Crusoe Strände und hügelige Palmenlandschaften. Die berühmten Chocolate Hills auf Bohol durften natürlich auch nicht fehlen. Aus jahrtausend alten Korallenablagerungen entstanden hunderte gleichgeformte kleine Hügel, welche sich in der Trockenzeit Schokoladenbraun verfärben. Schon lustig, was die Natur schaffen kann. Ein Highlight war der Besuch der Tarsier Station. Diese Institution setzt sich für den Schutz der Affenart ein und ermöglicht dem Besucher die Kleinen auch unter Tage zu sehen. Die nachtaktiven Äffchen gehören zu den kleinsten Affenarten. Die übergrossen Augen und die Froschähnlichen Finger lassen definitiv gewisse Ähnlichkeiten mit einem Alien vermuten. Sie sind aber so herzig, dass wir am liebsten eines davon mitnehmen wollten.

Aber nicht nur die Landschaft war wunderschön, auch unter Wasser haben die Philippinen einiges zu bieten. Die Korallenriffe vor einigen Inseln sind bei Taucher sehr beliebt. Wir tauchen zwar nicht, haben aber mittlerweile ein eigenes Schnorchelset angeschafft. Teils konnten wir von Strand aus zum Riff schwimmen, teils unternahmen wir einen organisierten Schnorcheltrip. Der Ausflug nach Apo Island war besonders schön. Wir sahen unzählige Fische und farbige Korallen und auch mit Schildkröten schwammen wir um die Wette. Leider können wir davon keine Fotos liefern, aber ihr könnt euch einfach ein grossen Aquarium vorstellen, in dem Nemo, Dori und Co. zusammen mit Simon und Patrizia herumschwadern! :-)

Nach 14 Tagen mit vielen tollen Eindrücken an Land und im Wasser kehrten wir nach Singapur zurück. Ein Hotelzimmer für unsere kurze Nacht wollten wir uns nicht leisten und machten es uns für einige Stunden im Flughafen bequem, bevor wir nach Medan in Indonesien weiterflogen. Von Indonesien wird weiter Bericht erstatten.

modern, moderner, Singapur

Botanischer Garten
Botanischer Garten

Singapur, 07/03/2013 

Mit einem 5½h etwas wackligen Flug sind wir in Singapur angekommen. Nach der Australischen trockenen Hitze gerieten wir nun in die feuchttropischen Lüfte Südostasiens. Das heisst die Hosen und das T-shirt kleben nonstop an der Haut, auf der Oberlippe bilden sich Schweisströpfchen und alles Zufächern mit dem Metroplan bringt da keine Linderung. Zum Glück sind sämtliche öffentliche Gebäude auf Kühlschrank ähnliche Temperaturen herunter gekühlt, so dass man sich etwas erfrischen kann. Bei jedem neuen Tritt ins Freie geht das Schwitzen aber wieder von vorne los. Wir werden uns hoffentlich noch etwas daran gewöhnen.

Aus dem modernen Changi Airport führt die noch modernere MRT, das öffentliche Metrosystem direkt ins Stadtzentrum. Wir bezogen unser etwas zu ringhöriges Hostel im muslimischen Viertel in der Nähe von„Little India“. Vor uns lagen nun drei Tage Sightseeing. Da hat Singapur natürlich einiges zu bieten. Vor allem die unzähligen, gigantisch hohen und supermodernen Bauten beeindrucken. Das neue Marina Bay Sands Hotel gehört sicher dazu. Auf drei Wolkenkratzern befindet sich eine Schiffsförmige Plattform mit Hotelpool und Aussichtsebene. Von da oben hat man eine spektakuläre Aussicht auf den Stadtstaat und die vielen Containerschiffe und Tanker vor der Küste. Gleich neben dem Marina Bay Sands befindet sich der Botanische Garten. Singapur kann es sich leisten eine grosse Fläche an schönster Küstenlage mit Garten zu gestalten. Und der kann sich wirklich sehen lassen. Auf der anderen Seite des Hafens befindet sich das weltgrösste Riesenrad. Gleich daneben ist die Rennstrecke mit Tribüne der Formel 1.

Mit der MRT hüpften wir von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten. Wir besuchten das Kunstmuseum, das gerade eine Legoausstellung zeigt. Der Künstler bildete mit den kleinen farbigen Legosteinen teils Manns grosse Skulpturen. Das Kind in Simon wurde wiedererweckt! J Zwischendurch landeten wir immer wieder in einem Shoppingcenter, eines grösser als das andere. Mehrmals verirrten wir uns in dem Labyrinth von Shops. Es war recht anspruchsvoll die richtige Rolltreppe ans Tageslicht zu erwischen.

An einem Vormittag fuhren wir zur nahegelegenen Insel Sentosa, die vollständig überbaut ist mit einer Art Vergnügungspark inkl. den Universal Studios und Underwater World. Wir verzichteten auf die überteuerten Parkangebote, schauten uns den künstlich aufgefüllten Strand an und retteten uns vor einigen kurzen aber heftigen Regenschauern unter Dach. Kaum zu glauben, aber Regen ist auf unserer Reise wirklich eine sehr seltene Angelegenheit. Unsere Regentage können wir bis jetzt an einer Hand abzählen – bis jetzt!!

Nicht nur fürs Auge, sondern auch für den Magen hat Singapur einiges zu bieten. Die multikulturelle Bevölkerung trägt dazu bei. In Chinatown und Little India bekommt man entsprechendes Essen. Typischerweise und sehr günstig isst man in einem Foodcourt oder Hawkercentre. Hier werden Marktstand mässig verschiedene Menus angeboten. Aber auch sämtliche andere Kulturen sind vertreten. Wir trauten unseren Augen kaum als wir sogar ein Marché Restaurant fanden, inkl. der typischen Einrichtung. Bei einer Rösti mit Spiegelei fühlten wir uns wie im Heidiland. Ein Heidiland mit Klimaanlage!

Wir waren in den drei Tagen viel auf den Füssen, haben unzählige Rolltreppen- und Metrofahrten absolviert. Ebenfalls haben wir mit dem superschnellen und gratis Internetanschluss unsere Weiterreise organisiert. In Singapur werden wir noch weitere zweimal landen, allerdings wird die Zeit kaum reichen für eine weitere Stadttour. Als nächstes fliegen wir nach Cebu City in die Philippinen und werden zwei Wochen in den Inselgruppen Visayas verbringen bevor wir dann wieder über Singapur nach Indonesien fliegen.