Wasserfälle und Ferien auf dem Bauernhof

Iguazu Wasserfälle
Iguazu Wasserfälle

Santiago, 28/11/12

Seit zwei Tagen sind wir wieder in der Millionenstadt Santiago de Chile. In einem etwas wackeligen Flug sind wir am Montag von Paraguay hier her geflogen. Nun relaxen wir die nächsten Tage im Hostel, schauen uns die Stadt an und lassen die Vorfreude auf Australien wachsen. Am nächsten Dienstag ist es nämlich schon so weit, wir fliegen in 18h nach Sydney. Juhuiiii! Nur heisst das halt auch gleichzeitig, dass wir Südamerika verlassen müssen und das ist natürlich schon etwas traurig.

So, jetzt aber zu den vergangenen 14 Tagen, die hatten es nämlich in sich. Ganze drei Länder haben wir besucht, etwas portugiesisch gelernt (ok, „etwas“ ist wohl übertrieben, wir können gerade „danke“ sagen!), unseren Pass mit sagenhaften 10 neuen Ein- und Ausreisestempel gefüttert, viele Fotos gemacht und Ferien auf dem Bauernhof in Paraguay verbracht. Nicht schlecht in 14 Tagen, gell!

Von Santiago sind wir nach Ciudad del Este geflogen, das in Paraguay, aber sehr nahe an der brasilianischen Grenze liegt. Da wir einen Billigflug gebucht haben, mussten wir den „kleinen“ Umweg über Sao Paulo in Kauf nehmen. Das war aber ganz gut, denn so konnten wir unsere chilenischen Pesos noch in brasilianische Reals umtauschen. Das Umrechnen und Mittragen der verschiedenen Währungen ist manchmal eine ganz schöne Herausforderung. So kam es schon mal vor, dass Simon 6 verschiedene Währungen in seinem Portemonnaie hatte!

In Ciudad del Este landeten wir auf einem kleinen herzigen Flughafen, stiegen über eine Treppe aus dem Flugzeug und liessen uns in einem Taxi über die Grenze nach Foz do Iguazu (Brasilien) chauffieren. Nach 30min Fussmarsch fanden wir dann unser Hostel „Your Place“. Und hier fühlten wir uns die nächsten 4 Tage wirklich zuhause. Ein super Frühstück, gratis Nachtessen und täglich eine grosse Kanne mit frischem Caipirinha boten sie uns. An zwei Tagen besuchten wir die gigantischen Iguazu-Wasserfälle. Das Wasser vom gleichnamigen Fluss stürzt sich hier auf einer Breite von über 2km an den höchsten Stellen rund 75m in die Tiefe. Sie sind die breitesten Wasserfälle der Welt. Kleine Holzstege führen die Touris nahe an das tosende Wasser heran und bieten einem eine wundervolle Aussicht und einen Grund hunderte Fotos zu schiessen. Wir besuchten die Fälle von der brasilianischen Seite, wo man einen guten Überblick über deren Grösse bekommt. Von dort aus buchten wir noch eine Bootstour. Ausgerüstet mit Schwimmwesten fuhren sie uns etwas Fluss aufwärts möglichst nahe an einen Wasserfall heran. So kamen wir auf Tuchfühlung mit den riesigen Wassermassen, fuhren unter einen kleineren Wasserfall und wurden nass bis auf die Unterhose.

Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Bus über die Grenze nach Argentinien und besuchten dort den Nationalpark. Von dieser Seite kommt man noch viel näher an die Fälle heran. Über Holzstege gelangt man auch über den Wasserfall und sieht auf das tosende Wasser herunter. Es war sehr eindrücklich. Auch die Natur rund um das Wasser ist wunderschön. Viele Schmetterlinge, Echsen und Vögel konnten wir beobachten. Dazu kam das Schauspiel mit der Sonne im Wasser und der Regenbogen, der über dem Wasser bildete.

Madlen bei der Arbeit :-)
Madlen bei der Arbeit :-)

Am Wochenende verabredeten wir uns dann mit Fritz, bei ihm und seiner Familie verbrachten wir die nächsten Tage. Vor über 10 Jahren arbeitete er während drei Jahren bei uns auf dem Bauernhof. Er wusste sich mit uns vier Schnyder-Kids gut zu beschäftigen, war immer für einen Spass zu haben. Ich freute mich riesig ihn nach so langer Zeit wieder zu sehen. Die Grosseltern von Fritz sind damals von der Schweiz nach Paraguay ausgewandert und haben einen Bauernhof aufgebaut. Damals war das Land noch dicht bewachsen mit Wald, den sie zuerst in mühsamer Arbeit schlagen mussten. Die meisten Einwohner Paraguays leben heute noch von der Landwirtschaft, so auch die Familie Flückiger-Sapper. Zum Glück haben Fritz und ich uns gleich erkannt, sonst hätten wir wohl noch lange dagesessen! Er holte uns mit seinem grossen roten Pick-up ab und fuhr uns in drei Stunden zu seinem Hof. Der Weg führte über lange gerade Strassen, über flaches aber sehr grünes Land. Das letzte Stück holperten wir über unbefestigte Wege, über die rote Erde. In seiner Familie wurden wir sehr herzlich empfangen. Wir lernten seine Frau Crista kennen und die Kinder Micaela, Pamela, Madlen (er hat sich von Schnyders inspirieren lassen!) und Tobias. Auch die fünf Hunde und geschätzte 20 Katzen und 1000ende Stechmücken begrüssten uns. Die nächsten Tage waren spannend und einfach nur super schön. Die Familie ist zu einem grossen Teil Selbstversorger. Die 5 Milchkühe werden zweimal täglich von Crista oder den Kids gemolken, sie stellen Butter, Rahm und Käse her. Der grosse Garten liefert allerhand Grünzeug und die Schweine, Hühner und Rinder sorgen fürs Fleisch. So gut gegessen haben wir schon lange nicht mehr. Besonders die aus Maniokstärke und Käse gebackenen „Chipa“ liebten wir. Wir spielten mit den Kindern, halfen beim Melken (ok, mehr als einige Tropfen brachte ich nicht heraus), backten Zopf und „Öpfelflade“ und unternahmen einige Ausflüge in die nähere Umgebung. Fritz pflanzt auf seinen Feldern Soja, Mais und Sonnenblumen (bestimmt noch mehr, das ich jetzt vergessen habe:-)). Dazu besitzt er Wald, was hier eigentlich Urwald heissen muss. Da hätte mein Bruder eine wahre Freude daran. Es war spannend, die Grössen der Felder zu sehen. Da sind wir in der Schweiz doch sehr bescheiden.

Besonders eindrücklich war auch der Ausflug an den durch ein Kraftwerk gestauten Fluss Parana. Das künstliche neue Flussbett ist teils mit Sand aufgeschüttet, so dass man sich wie am Meer fühlt und das in einem Binnenland.

Die Tage vergingen viel zu schnell und bald hiess es Abschied nehmen. Die Familie ist uns in der kurzen Zeit ans Herz gewachsen, wir hoffen, dass wir uns bald einmal wiedersehen.

 

Pisco Sour, Pelikane und Graffitis

Erster Blick auf den Pazifik
Erster Blick auf den Pazifik

Santiago, 11/11/12

Nach der Wüste ging es ans Meer. Endlich! Nach drei Monaten hohen Bergen, tropischem Urwald, Salz- und Sandwüste sehen wir nun die unendliche Weite des Meeres. In 15h fuhren wir über Nacht nach La Serena, wo wir drei Tage verbrachten. Gleich nach der Ankunft marschierten wir an den Strand und genossen die schöne Morgenstimmung neben ein paar noch schlafenden Penner. Leider war das Wetter in La Serena nicht auf unserer Seite, es war drei Tage lang bewölkt, was man eigentlich am Meer nicht erwartet. Aber wir werden noch viele Sonnentage am Wasser erleben. Wir spannten etwas aus und organisierten die Übernachtungen für die kommenden Tage.

Von den beiden Chilenen, welche wir auf der Uyuni-Tour kennen gelernt haben, wussten wir, dass sich ganz in der Nähe ein Tal befindet, das sich zu besuchen lohnt. So nahmen wir den Bus, der uns in 2,5h ins Valle Elqui brachte. Dieses befindet sich in den Anden und ist bekannt für den Weinbau und die Herstellung des hier so berühmt-berüchtigten Pisco Schnaps, mit dem man den Pisco Sour herstellt. Wie wir gelesen haben, streiten sich die Chilenen mit den Peruaner, wer diesen Schnaps erfunden haben soll. Um seine Erfindung zu beweisen, haben die Chilenen so kurzerhand ein Dörfen im Valle Elqui nach dem Schnaps umbenannt. Und den Ort "Pisco Elqui" haben wir besucht. Zwei Tage verbrachten wir in dem kleinen, ruhigen Dorf. Wir hausten in einem herzigen Lehmhäuschen und lagen faul auf den Liegestühlen oder im Pool. Schliesslich müssen wir schauen, dass wir unsere Haut auf die Australiensonne vorbereiten! Etwas mehr Bräune ist da angesagt!

Nebst der Ruhe und der schönen Aussicht auf die Berge hat dieser Ort aber auch etwas anderes zu bieten. Aufgrund der Lage, der Nähe zum Meer und den hohen Bergen ist der Himmel in diesem Gebiet besonders häufig nachts sternenklar. Aus diesem Grund befinden sich in näherer Umgebung mehrere sehr wichtige Sternwarten und Observatorien. Im Moment bauen sie auch an einem Teleskop mit 40m Durchmesser, das das Grösste sein wird und 100 Milliarden verschlingt.

Wir haben an einer Führung durch eine Sternwarte teilgenommen und durchs Fernrohr in den Himmel geschaut. Spannend wars, wenn man bedenkt, dass hier der Himmel anderes zeigt wie in Europa! Simon konnte einige Sternen mit der Kamera einfangen.

Mit einer weiteren Nachtfahrt fuhren wir ins Hafenstädtchen Valparaiso. Wie es der Namen schon sagt, ist die Stadt ein kleines Paradies. Früher war dieser Hafen der erste, den die Schiffe nach der langen Überfahrt von Europa nach Amerika erreichten. Dadurch wurde die Stadt gross. Mit dem Bau des Panamakanals hat die Wichtigkeit dieses Hafens abgenommen und die Stadt wurde zur Ärmsten in Chile. Heute hat sie sich als beliebtes Touriziel wieder hochgemausert. Und schön ist sie wirklich! An den Hängen reihen sich Häuser an Häuser und jedes scheint ein eigenes Kunstwerk zu sein. Bunt bemalt, mit grossen Gemälden und farbigen Graffitis sorgen sie für eine ganz spezielle Atmosphäre in den Gassen. Hügel hinauf und wieder runter, so werden einige Höhenmeter gelaufen. Weniger anstrengen ist es, wenn man einen der zahlreichen Lifte benützt, welche einem bequem nach unten oder oben befördern (ähnlich wie das Polibähnli in Zürich oder die Marzillibahn in Bern). Am letzten Tag trafen wir dann nochmals einen der Chilenen und er führte uns aus in ein Restaurant. Am Meer sollte man schliesslich auch Fisch essen. Dieser war super lecker, gell Simon!

Heute fuhren wir weiter nach Santiago, der grössten Stadt in Chile. In der näheren Umgebung leben rund ein Drittel aller Chilenen, 6 Millionen Einwohner werden gezählt. Bevor wir die Stadt aber richtig erkunden werden, haben wir noch etwas anderes geplant.

Übermorgen werden wir ins Flugzeug steigen und nach Ciudad del Este in Paraguay fliegen. Von Paraguay aus werden wir über die Grenze nach Foz do Iguazu in Brasilien reisen und die Iguazu-Fälle bestaunen. Danach fahren wir zurück nach Paraguay und besuchen einen Freund von meiner Familie. Vor über 10 Jahren hat er auf dem Bauernhof meines Vaters gearbeitet und hat jetzt eine Familie und eine Farm in Paraguay. Das ist einmalige Chance ihn wiederzusehen und das Farmerleben in Paraguay kennen zu lernen. Wir freuen uns mega!

Ob man auf einer Farm in Südamerika wohl Internet hat? Eher nicht! Ihr hört auf jeden Fall in zwei Wochen wieder von uns, dann sind wir für einige Tage nochmals in Santiago, bevor wir anfangs Dezember nach Sydney fliegen....ohoh, wie nur die Zeit vergeht!

In der Atacama Wüste

Valparaiso, 09/11/12

Nach der imposanten Tour im Salar, bot uns die Natur in Chile nicht weniger Schönes. Von der Salzwüste kamen wir in die Atacama Wüste, im Nordosten von Chile. Diese Wüste soll der trockenste Ort der Welt sein und in seiner Form einzigartig. In diesem Gebiet fanden wir grosse Sanddünen und bizarre Mondlandschaften im Valle de la Luna. Wie wir erfuhren, wurde hier das Marsmobil getestet....und genau so stelle ich mir die Landschaft auf dem roten Planeten vor!

Wir übernachteten zweimal im völlig überfüllten San Pedro de Atacama. Die Chilenen hatten gerade ein verlängertes Wochenende und deshalb waren alle Hostels ausgebucht. Wir konnten gerade noch zwei Betten in Dorms (zwischen 4-12 Bettenzimmer) finden. Etwas früher wie geplant nahmen wir deshalb den Nachtbus weiter nach La Serena. Aber Weiteres dazu hört ihr später! (kurz vorweg: Wir haben die Füsse das erste Mal in den Pazifik getaucht!)

Das Highlight in der Atacama Wüste war für uns natürlich das Sandboarden. Mit alten, ausgemusterten Snowboards (die Bindung zieht man über seine Trekkingschuhe an) kraxelten wir die Sanddüne hoch und kurvten wieder runter. Es brauchte eine Weile, bis wir uns an den anderen Untergrund gewöhnten. Auf Sand ist das Tempo viel langsamer. Bald hatten wir es aber raus und genossen einige Abfahrten, welche wir aber mit dem anstrengenden Aufstieg verdienen mussten (Sessel- und Skilift gibts hier nicht)! Belohnt wurden wir mit einem wunderschönen Sonnenuntergang über der eigenartigen Landschaft!

Luftsprünge ist das, was wir zur Zeit am liebsten machen! :-)

(weitere Fotos folgen noch)

Zum Schluss kommt das Schönste

Lokomotivenfriedhof
Lokomotivenfriedhof

La Serena, 04/11/12

Uyuni und die dreitägige Tour in die Salzwüste (Salar de Uyuni) und die Lagunen war unser letztes Ziel in Bolivien. Bereits beim Planen unserer Reise haben wir gemerkt, dass diese Tour etwas ganz besonders werden wird. Andere Reisende, welche wir getroffen haben, erzählten uns begeisternd von der zu erwartenden Landschaft. Wir waren also voller Vorfreude. Aber alle unsere Erwartungen wurden noch übertroffen. Wir liefen wohl nonstop mit zum Staunen geöffneten Mündern herum. Ein Naturschauspiel jagte das nächste, unsere Kamera lief heiss und lieferte uns ohne grosse Mühe unzählige wunderschöne Fotos.

In einem Jeep fuhr uns (d.h. eine Deutsche, 2 Chilenen, ein Australier und zwei Schweizer Sackmesser) ein lokaler Führer  durch die Landschaft. Am ersten Tag besuchten wir einen Friedhof für ausrangierte Eisenbahnlokomotiven. Zu Zeiten der grossen Silberfunden war die Eisenbahn ein wichtiges Transportmittel. Später aber kümmerte sich niemand mehr darum und so fanden viele Lokomotiven hier die letzte Ruhe. Bevor wir in den Salar de Uyuni fuhren, besuchten wir ein naheliegendes Dörfchen, das vom Salzabbau lebt. Uns wurde gezeigt, wie aus grossen Brocken Salz schliesslich das Speisesalz entsteht. Die Unmengen von Salzvorkommen werden aber nur in Bolivien konsumiert, der Export lohnt sich nicht, da das Nachbarsland Chile bereits Salz zu Spottpreisen verkauft. Schade, finden wir, denn mit den gewaltigen Vorräten könnte Bolivien etwas Geld machen.

Ich habe ihn voll im Griff!
Ich habe ihn voll im Griff!

Von der Dimension dieser Vorräte konnten wir uns anschliessend ein Bild machen. Wir waren überwältigt. Die riesige Salzwüste umfasst 12‘000 Quadratkilometer, eine Fläche so gross wie mehr als ein Viertel der Schweiz. Das Salz saugt bei Regen Wasser in tiefen Rinnen auf, welche teils ein Bienenwaben ähnliches Gebilde auf der Oberfläche formen. Um das Salz abzubauen, häufen die Arbeiter es zu Pyramiden auf. So wird das Salz trocken und kann weiterverwendet werden. Dort wo das Salz aufgetürmt wurde, bildet sich innerhalb von wenigen Tagen wieder neues Salz. Der Salar kann sich also selbst erneuern. All das Salz, so vermutet man, ist eine Ablagerung von einem riesigen Salzsee oder einem Meer.

Und wie auf einem Meer haben wir uns auch gefühlt. Meist sah man keinen Horizont, nur weisse Fläche und der klare blaue Himmel. Dies ermöglicht auch die optische Täuschung bei den Fotos. Wir fotografierten uns stundenlang.

Inmitten des Salars befinden sich mehrere Inseln, und auch diese haben es in sich. Die Insel Incahuasi ist bewachsen mit metergrossen Kakteen. Die spitzen Stacheln kann man glatt als Stricknadeln verwenden. Die erste Nacht verbrachten wir in einem Salzhotel. Das befindet sich zwar nicht direkt auf dem Salar, hat aber den gesamten Fussboden mit Salz bedeckt. Es war sehr gemütlich (bis auf das fehlende Wasser auf den Toiletten). Wir sassen lange gemütlich zusammen und übten uns mit den Chilenen im chilenischen Spanisch, was viel schwieriger zu verstehen ist als das Bolivianische.

Am nächsten Tag ging es weiter mit der Naturschauspiel-Jagd. Wir fuhren nochmals kurz über den Salar und bogen dann ab in Richtung Bergen. Der erste Fotostopp war für eine eigenartige Gebirgslandschaft, die der des Mondes gleichen muss. Weiter ging es zu den farbigen Lagunen. Unzählige Flamingos konnten wir beobachten. Da haben wir auch gelernt, dass die Flamingos nur so schön rosa werden, weil sie sich von speziellen Algen ernähren. Sachen gibt’s! Die zweite Nacht verbrachten wir in der Höhe in einem einfach Hostel. Hier waren wir froh um unsere warmen Schlafsäcke, denn es war ziemlich kalt. Am dritten und letzten Tag standen wir frühmorgens um 4 Uhr auf und fuhren zu den heissen Quellen eines Vulkans. Noch in der kalten Morgenluft badeten wir in den natürlichen Pools. Ein Thermalbad ist einen glatten Seich dagegen. Nach einer weiteren Lagune, wo sich die hohen Berge darin spiegelten, fuhren wir an die Grenze Bolivien-Chile, welche sich einfach irgendwo zwischen den Bergen befindet. In einer kleinen Hütte liessen wir unseren Pass abstempeln. Im Bus fuhren wir dann weiter über die holprigen Strassen, bis auf einmal, wie aus dem Nichts, eine wunderschön asphaltierte Strasse auftauchte. Da verkündete uns der Buschauffeur stolz, dass wir soeben auf chilenischem Land angekommen waren. (Die grossen Unterschiede der beiden Länder werden uns immer wieder auffallen).

 

Nach der strengen Zollkontrolle (sämtliche Lebensmittel mussten wir verschenken oder wegwerfen) zogen wir in der Wüstenstadt San Pedro de Atecama in ein Hostel. Von all den schönen Augenblicken der letzten Tage waren wir ziemlich müde. Bolivien verlassen zu müssen, stimmte uns auch etwas traurig. Jetzt geht es ans Orientieren im nächsten Land, andere Kultur, anderes Geld, viel höhere Preise, noch mehr Touristen und eine noch etwas unverständliche Sprache….UND wir werden bald das Meer sehen. Darauf freue ich mich besonders. Nach so vielen Bergen ist jetzt eine Abwechslung nötig.

 

Hauptstadt Sucre und Minenstadt Potosí

San Pedro de Atecama, 01/11/12

Nach einiger Zeit mit nur schlechtem oder gar keinem Internetempfang sind wir nun wieder online. Wir haben gestern Bolivien verlassen und den Stempel von Chile in unseren Pass bekommen. Nach fast 3 Monaten kennt man ein Land schon ziemlich gut. Wir haben alle grösseren Städte bereits, viele unterschiedliche Vegetationszonen gesehen, Menschen in ihrem Alltags- und Familienleben erlebt, viele tolle Gespräche geführt, uns dabei an das langsame und deutliche Bolivien-Spanisch gewöhnt und sind in die Bolivianische Kultur eingetaucht. Es ist wirklich ein tolles Land, zum Bereisen, aber auch ein totaler Kontrast zur Schweiz und deshalb eine super schöne Erfahrung! Wir sind also schon etwas traurig, doch freuen wir uns auf die nächsten Ziele in Südamerika!

Jetzt aber schön der Reihe nach. Nach dem heissen Santa Cruz fuhren wir in der bisherigen längsten und anstrengendsten Busfahrt (17h auf unbefestigter Strasse, mit fast wenig flexibler Rückenlehne) in die Hauptstadt Sucre. Hier wurde Bolivien gegründet, der Regierungssitz befand sich in der Stadt, ist heute aber in La Paz. Der Ort wird auch "die weisse Stadt" genannt. Im Zentrum befinden sich viele Bauten im spanischen Kolonialstil. Dieser Stadtteil gehört auch zum UNESCO Weltkulturerbe und hat den Titel wirklich verdient. Die Stadt ist so ganz anders als wir es kennen von Bolivien, weniger laut und voller stinkenden Bussen, aber auch viel touristischer, man sieht kaum traditionell gekleidete Bolivianer. Wir genossen die ruhige und gemütliche Atmospäre in den vielen kleinen Gassen zwischen den grossen weissen Häusern. Während vier Tagen erkundeten wir das Stadtzentrum, unternahmen eine Biketour rund um die Stadt und fühlten uns in unserem Hostel pudelwohl. Das "Dolce Vita" wird von einem Schweizer-Französischen Ehepaar geführt und war das bisherige Highlight aller Unterkünfte! In Sucre hätten wir es durchaus noch etwas länger ausgehalten.

tief im Berg Cerro Rico
tief im Berg Cerro Rico

In bescheidenen drei Stunden ging es in einem Bus gefüllt mit Franzosen weiter ins Minenstädtchen Potosí. Dieses kleine Städtchen mit gut 200'000 Einwohnern war im 16. Jahrhundert eines der grössten Städte der Welt (grösser als Paris und Rom seinerzeit). Der Grund dafür schlummert im Berg Cerro Rico. Bis heute wurden unglaubliche 43'000 Tonnen Silber aus dem Berg herausgeholt. Früher zwangen die Spanier viele Bolivianer zum Arbeiten in den Minen, unter den schlechtesten Bedingungen. Viele Mineure starben bei der Arbeit oder in Folge des Staubes. Das gesamte Silber floss nach Spanien.

Heute ist das Silbervorkommen nahezu erschöpft, aber andere Mineralien können noch abgebaut werden, z.B. Zinn und Zink. Immernoch arbeiten viele Männer (wir haben auch einen 16-jährigen im Berg angetroffen) in unseren Augen unter unglaublichen Arbeitsbedingungen.

Während einer wirklich eindrucksvollen Führungen konnten wir einen Augenschein nehmen (und das NUR dank unseren Lampen). Ein Ex-Mineur hat uns mit dem Nötigsten ausgerüstet und uns in eine echte Mine geführt (absolut keine Touri-Mine!). Zu sechst sind wir dann während zwei Stunden in den dunklen, staubigen und teils wahnsinnig engen Gängen herumgetappt. Immer wieder trafen wir auf Mineure, die ihre kleinen Wagen gefüllt mit Steinen nach draussen zogen und stossen. Simon durfte mithelfen und kam bei dem Staub (dazu die 4100 Meter über Meer) ziemlich ins Pusten. Den Mineuren brachten wir zuvor gekauft Geschenke mit, z.B. Getränke, Cocablätter oder Dynamit (das kann jedermann hier im Dorf legal kaufen!).

Für mich war das Kraxeln in diesen Gängen einen ziemliche Herausforderung. Enge Räume machen mir eigentlich nichts aus. Wenn da aber noch Staub, Dunkelheit, zum Teil fast knietiefes Wasser, wacklige Leitern von einer Mine in die nächste und die Vorstellung was da drin schon alles abgegangen ist dazu kommt, hmmm....da hatte ich auch etwas Mühe. Ich hätte aber ganz ohne Sorgen sein können, wir haben nämlich als erstes in der Mine den "Tio" besucht, eine mit Konfetti geschmückte grosse Puppe, welche den Mineuren Glück und Sicherheit bringt.

 Ich war froh, nach den zwei Stunden wieder an der frischen Luft zu sein. Bei solcher Luft zu arbeiten, geht auch heute noch auf Kosten der Gesundheit der Mineure, viele erkranken früher oder später an Lungenkrebs. Dennoch buddeln sie weiter, da die Region keine anderen Arbeitsplätze bietet und die Familie ernährt werden muss.

Diese Tour wird uns leibhaft in Erinnerung bleiben!

 

 

heiss, heisser, Santa Cruz

unterwegs im Regenwald
unterwegs im Regenwald

Santa Cruz, 21/10/12

Wir sind wieder voll im Rucksackleben angekommen. Diesmal haben wir aber alle warmen Kleider weit weit unten in unserem Backpacker verstaut und laufen in kurzen Hosen und Flipflops herum, das erste Mal auf unserer Reise! So sehr ich mich auch über diese Abwechslung freue -- es ist mir einfach ein bisschen zu heiss hier! :-)

Santa Cruz ist eine riesige Stadt (1,5 Millionen Einwohner) im Osten von Bolivien. Hier ist die Grenze zu Brasilien und zum Amazonasgebiet sehr nahe. Das Klima ist dementsprechend tropisch, d.h. hohe Luftfeuchtigkeit und eine Hitze, die einem ständig schwitzen lässt (oder zumindest mich!). Nachts braucht man keine Decke, dafür einen Ventilator, der aber so laut ist, dass wir ihn abstellen mussten. So kamen wir nicht zu allzu viel Schlaf, dazu kam das Hostelleben (wo nachts um 3 Uhr noch Leute einchecken und sich so freuen, dass sie bis halb 5 noch ausgelassen feiern!)

Aber jetzt beklag ich mich nicht mehr weiter, es ist nämlich wahnsinnig schön hier und ohne dieses Saunafeeling wäre es auch nicht dasselbe!

Nachdem wir die Stadt erkundet hatten, genossen wir den Pool im Hostel und bescherten unserer Käsehaut etwas Farbe (es geht momentan von Rot bis leicht-Braun)! Bereits im Voraus hatten wir einen Campingtrip ins nahe gelegene Samaipata geplant, deshalb verliessen wir am Dienstag das Hostel wieder und fuhren uns per Taxi in dieses Dörfchen in den Bergen. Leider hatte sich unser Guide verletzt, so dass die Campingtour ins Wasser fiel, dafür unternahmen wir zwei Tageswanderungen. Eine führte uns in den Amboro-Nationalpark. Dieser Park schützt eine einzigartige Natur mit teils uralten Pflanzen. Wir sahen riesige Farne, welche bis 11m hoch waren, aber in 100 Jahren gerade nur 1m wachsen. Die haben definitiv schon viel erlebt! Es war sehr eindrücklich durch diese Pflanzenwelt zu wandern, wo man hinschaute, sah man eigenartiges Gewächs, überdimensionale Gräser, Flechten und Blumen!

Nach einer etwas kühleren Nacht (ich war sehr froh!) machten wir uns auf den Weg zum zweiten Ziel. Das waren die Kondore, welche über den steil abfallenden Berghänge ihre Kreise drehen. Diese riesigen Vögel haben bis 3m Spannweite und können einzig mit Hilfe des Aufwindes fliegen. Wenn sie im Tal landen würden, wären sie zu schwer um wieder wegfliegen zu können. Wir stiegen also gute 2h den Berg hinauf und legten uns oben auf die Lauer. Leider war den Kondoren an diesem Tag nicht so nach Fliegen zu Mute, sie liessen uns warten. Aber wir waren geduldig und kamen dann schliesslich doch noch in den Genuss. Wirklich eindrücklich, wie diese Vögel, sie Segelflieger durch die Lüfte gleiten...gerade im richtigen Tempo, dass uns einige Fotos gelangen.

Am Abend bestellte uns die Sekretärin unserer Tourorganisation ein Taxi, das uns wieder runter nach Santa Cruz brachte. Als es vor dem Office vorfuhr, sah uns die Sekretärin mitfühlend an und bemerkte, dass es ihr Leid tue, aber wir hätten gerade den langsamsten Fahrer mit dem ältesten Taxi in ganz Samaipata erwischt. Wir waren tapfer und voller Vertrauen und wurden dann sicher, aber in 3h, zurück zum Hostel gefahren. Ihr könnt euch auf den Fotos davon überzeugen, was mit diesem Taxi alles nicht stimmte! :-)

Casita Santa Cruz
Casita Santa Cruz

Am Freitag besuchten wir noch die Casita. Dieses Kinderprojekt ist das gleiche, in welchem wir in Cochabamba gearbeitet haben. Es war spannend, das leitende Ehepaar kennen zu lernen. Sie sind vor zwei Jahren aus La Paz hier her gezogen und arbeiten jetzt für diese Kinder. Die Armut ist hier noch viel mehr zu spüren wie in Cochabamba, obwohl Santa Cruz als reichste Stadt Boliviens gilt. Es war eindrücklich. Wir haben noch kurz das Haus der Familie eines 7-jährigen Mädchens gesehen, aber "Haus" ist wohl zu viel gesagt, eher eine Hütte mit ein paar Hühnern rundherum, unglaublich! Aber schön zu wissen, dass diese Kinder in der Casita auch ein wenig "zuhause" gefunden haben.

nicht in freier Natur, aber wenigstens in einer riesigen Voliere
nicht in freier Natur, aber wenigstens in einer riesigen Voliere

Gestern besuchten wir noch ein Biocenter, welches mehr einem Ferienresort gleicht. Es beinhaltet eine riesige Poolanlage, mit mindestens 12 verschiedenen Lagoonen, ein Schmetterlingshaus, eine begehbare Vogelvoliere und vielem mehr. Wir genossen den Tag in vollen Zügen!

Jetzt sind unsere Rucksäcke wieder gepackt, was jeweils ein längeres Prozedere ist! Wir warten auf die Abfahrt des Busses, welcher uns in 16h in die Hauptstadt Sucre bringt. Wir sind ja mal gespannt, wie lange man es auf den Sitzen aushalten kann, dazu kommt die holprige Strasse durch Regenwälder und über Berg und Tal.

Hasta luego Cochabamba!

Simon mit seinen Chicas
Simon mit seinen Chicas

Cochabamba, 12/10/12

Vor zwei Monaten sind wir mit unseren Rucksäcken in Cochabamba angekommen - heute packen wir sie wieder für die Weiterreise (was bei all unserem Plunder eine mehrstündige Angelegenheit ist!). In einer 12-stündigen Nachtfahrt geht es heute ins tropische Santa Cruz (immer noch Bolivien!). Dort erwartet uns ein Hostel mit Pool. Diese Gelegenheit müssen wir nutzen, denn bis auf Gesicht, Hals und Armen, sind wir noch so weiss wie guter Schweizer Käse, den ich hier soooo vermisse! Wir freuen uns richtig wieder auf unser Rucksackleben, den Reisealltag und die vielen Abenteuer, die geplant sind!

Familia Rocabado-Lopez
Familia Rocabado-Lopez

Die letzten Tage hier haben wir noch in vollen Zügen genossen. Am letzten Wochenende ging es mit der Familie Rocabado-Lopez (die Casita Familie) für zwei Tage in ein Wellness-Resort. Wir feierten dort den Geburtstag von Ruth. Zwei Tage mit einer bolivianischen Familie, mit Kind und Kegel, zu verbringen, war Action Pur! Bereits am ersten Abend spielten wir Billiard und eine Art Tabu (wo unser Spanisch an seine Grenzen kam). Den ganzen Samstag spielten wir in festgelegten Gruppen Fussball und Volleyball und kamen dabei ganz schön ins Schwitzen. Das Temperament der Bolivianer ist einfach unglaublich. So wurde jeder Schiri-Entscheid minutenlang lauthals diskutiert, viel gelacht und man amüsierte sich bestens. Es war keine Frage, wir zwei Schweizer wurden selbstverständlich ins Familienleben integriert, einfach super!

Zur Erholung badeten wir im 48 Grad warmen Pool, der von einer Vulkanquelle gespeist wird und ganz ohne Chlor funktioniert (die Schweizer Hygiene ist auch übertrieben!)

 

Gestern haben wir dann von der Casita, den Kindern und Ruth und German Abschied genommen. So ganz leicht ist es uns und ihnen nicht gefallen, wir hatten wirklich eine tolle Zeit hier! Die Kids sind richtig gute Spieler geworden (UNO wurde letzte Woche von "Schwarzer Peter" abgelöst!) und haben ihre anfängliche Schüchternheit abgelegt. Durch unsere Spanischfortschritte (Simon beherrscht Körpersprache! hehe) können wir uns mittlerweile ganz gut verständigen und so kamen immer mehr spannende Gespräche zu stande. Schade, dass wir gehen müssen! Aber wer weiss, die Möglichkeit besteht wieder zu kommen! Das ist ein schönes Gefühl! :-)

Mountainbiken in La Paz

La Paz mit Berg Illimani 6439m
La Paz mit Berg Illimani 6439m

Cochabamba, 25/09/12

Da wir die hohen Berge schon lange wieder vermissen und von den tollen Biketouren in La Paz gehört haben, planten wir einen weiteren Trip in die aussergewöhnliche Stadt. Wir haben sie ja schon bei der Durchreise für zwei Tage besucht. Damals war für mich das riesige Verkehrschaos der bleibende Eindruck. Beim zweiten Mal hinschauen habe ich jetzt aber wirklich das Schöne und Spezielle dieser Stadt entdeckt. Wir sind abermals in 7h mit einem Höpperlibus (hat nicht mehr so geholpert, da wir nun die guten Busgesellschaften kennen) nach La Paz gereist und haben in einem richtigen Backpacker eingecheckt. Im Adventure Brew Hostel gibt’s eine eigene Bierbrauerei, deshalb ein Gratisbier täglich, dazu eine Sky-Top Bar mit suuuper Ausblick und ein leckeres Pancake Frühstück. Nur der Lärm der Strasse war etwas überflüssig, aber dazu haben wir Ohropax dabei.

Hier geht es 450m in die Tiefe
Hier geht es 450m in die Tiefe

Nach einem weiteren Erkundungstag in der Stadt ging es los mit der ersten von zwei gebuchten Biketouren. Diese Tour nennt sich „the Death Road Tour“ oder spanisch "el camino de la muerte". Die Strasse führt in die tropischen Täler, die Yungas und trägt nicht von ungefähr den Namen als „gefährlichste Strasse der Welt“. Bis vor ein paar Jahren war die Strasse sehr befahren (heute sind nur noch Mountainbiker und ein paar Locals unterwegs). Die engen Kurven und unbefestigte Strasse sorgten für viele Unfälle. Nicht selten stürzte dabei ein Auto (oder ein ganzer Bus) über die 450m steil abfallende Böschung. So manches Autofrack, so erzählte uns der Guide, könne man unter der dichten Bewaldung vermuten. Die zahlreichen Holzkreuze auf dem Weg liessen uns die genaue Zahl der Todesfälle nur erahnen. Eigentlich traurig, dass diese Todesfälle zum Bekanntwerden der Strasse geführt haben. Aber wir haben gemerkt, dass die spektakuläre Aussicht wohl auch seinen Teil dazu getragen hat.

.....suummmm.....
.....suummmm.....

Die Downhill-Abfahrt starteten wir auf 4650m und sausten dann die 3000 Höhenmeter in über 50km hinunter. Unsere Bikes (Simon schaute, dass wir die Besten bekamen!) federten einiges ab, trotzdem spürte ich meine Hände, Oberschenkel und (nach 5h im Sattel) mein Hinterteil ziemlich. Unten angekommen, befanden wir uns in einem schwülen tropischen Klima, so ganz ungewohnt. Als weiteres Highlight besuchten wir eine Art Tier-Auffangstation mit vielen handzahmen Affen und Papageien. Danach ging es wieder aufwärts, und diese Fahrt war wesentlich abenteuerlicher als die Bikefahrt hinunter. Wir mussten nämlich die ganze „Death Road“ wieder mit dem Bus hochfahren. Und hier wurde uns bewusst wie eng die Kurven wirklich sind.

bisher höchste Luft geschnuppert -            auf 5150müM
bisher höchste Luft geschnuppert - auf 5150müM

Bei der Biketour am Freitag kamen wir dann so richtig ins Staunen. Wir stiegen in einer kleinen Gruppe (eine Neuseeländerin und wir zwei) mit unserem Guide und dem Fahrer in einen 4x4 Jeep und fuhren über Schotterstrassen auf den Chacaltaya („Kalter Pass“), einem Gletscher auf über 5000m Höhe. Juhui! Das war unserer höchster Punkt bis jetzt, Wahnsinn! In unserem Reiseführer steht, dass dies die vielleicht nie wiederkehrende Gelegenheit für „Otto Normalverbraucher“ sei, auf über 5000m zu kommen. Wir sehen das nicht ganz so, aber egal! Wir fühlten die Anstrengung beim Atmen, die trockene Luft, aber die unglaubliche Aussicht über die Stadt, El Alto (Vorort von La Paz) und die Landschaft ringsum war einfach traumhaft. So schön unsere Fotos auch geworden sind, es war in Wirklichkeit noch viel schöner! Zu sagen ist noch, dass der Gletscher 2010 weggeschmolzen ist. Bis dahin konnte man nämlich dort oben Skifahren, im einstigen höchstgelegensten Skigebiet der Welt. Heute findet man die verlassene Skihütte und Masten der Bahnen.

angekommen im Urwald - Simon mit seinen Bikerladies!
angekommen im Urwald - Simon mit seinen Bikerladies!

Nach dem Satteln unserer Drahteseln ging es bergab. Und zwar wirklich BERGAB, nämlich sagenhafte 4000 Höhenmeter runter ins Zongo-Tal. Wir holperten downhill über Schotterstrassen. Simon brachte den Guide dazu uns auch etwas offroad neben der Strasse zu ermöglichen und ich war froh um die bescheidenen Übungsfahrten in der Schweiz! Wir durchquerten auf unserem Weg sieben verschiedene Vegetationszonen und fanden uns nach 6 Stunden in einem kleinen Urwalddörfchen am Urwaldflüsschen Rio Beni wieder. Die Strassen waren zu dieser Zeit schon etwas aufgeweicht, und sorgten bei uns für das richtige Bikefeeling mit Schlamm und Dreck im Gesicht.

Es war einfach fantastisch. Zuerst höhe schneebedeckte Berge (Huayna Potosi), dann vom Eisen rot gefärbte Bergseen, struppige Grasbüschel und Alpakas am Wegrand, dann Nebel, der sich gespenstisch über die Täler legte, kurze Zeit später erste tropisch ausschauende Pflanzen, feuchtere Luft und Masoalahalle-Geräusche…zum Schluss die zahlreichen Mückenstiche an Armen und Beinen!

Zur Belohnung der Anstrengung gab unser Guide ein Bier aus. Dann stiegen wir wieder in den Jeep, der uns in 3h nach La Paz zurückbrachte.

Cochabamba feiert cumpleaños

Cochabamba, 25/09/12

Der 14. September ist der "Ersteaugust" von Cochabamba. Bereits am Dienstag davor gab es in den Strassen von Cochabamba Paraden zu sehen. Die Collegios der Stadt marschierten mit der ganzen Schülerschar mit Marschkapelle durch die Strassen. Bis am Freitag wurde so die Stadt geehrte, eine grosse Militärparade war dann der Abschluss der Festlichkeiten. Wir waren am Prado (der grossen Hauptstrasse) mit dabei und bestaunten die im Gleichschritt marschierenden Männer und genauso viele Frauen! Wir waren beeindruckt von dem Stolz der Teilnehmer und der Menge der Menschen, die der Parade beiwohnten.

Das Sicherheitspersonal war zahlreich, da sich in der Parade auch der Präsident Boliviens Evo Morales befand. Er ist der erste indigene Staatspräsident dieses Landes. Viele Hoffnungen wurden in seine Amtszeit gesetzt, wobei er einiges erreicht zu haben scheint. Andere Aktion scheinen ihm aber auch viele Feinde gemacht zu haben. So ganz blicken wir hier nicht durch.

Die politische Unzufriedenheit vieler Bolivianer spüren wir aber fast täglich. In den Nachrichten wird ständig von Protestmärschen oder Strassenblockaden berichtet. Einen Höhepunkt davon erlebten wir vor einer Woche, als wir den Bikeausflug nach La Paz planten und einen Tag vor unserer Abreise von Tumulten in La Paz hörten. Die Fernsehberichte zeigten zwei Minenarbeitergruppen, welche die Hauptstrasse in La Paz blockierten und mit Dynamit herumballerten. Die Minen (Zinn, Zink) in Bolivien bringen jährlich einen riesigen Umsatz, sie sind heissbegehrt und führen deshalb immer wieder auch zu Konflikten. 

Wir waren unsicher, ob wir in solch einer Situation in die Stadt reisen sollten, aber entschieden uns dann doch zu gehen. Mehr dazu oben!

Gestern und heute haben die Taxi und Buschauffeure die wichtigsten Hauptverkehrsachsen rund um Cochabamba eingenommen und blockieren diese mit ihren Fahrzeugen. Sie wollen so den Bau einer Strassenerweiterung erzwingen. Uns erscheint dieses Verhalten fremdartig, aber es scheint die Art und Weise zu sein, wie man mit der Regierung hier verhandeln muss. Hmmm....

Etwas "Suiza" in unserer Küche

Zum Reinbeissen!
Zum Reinbeissen!

 

An einem etwas bewölkten Samstagnachmittag haben wir einen Heimweh-Zopf gebacken. Das Experimentieren mit Bolivanischer Trockenhefe war für Simon seeehr interessant! :-) Auch mit einem Bolivianischen Gasofen kann man Zöpfli backen!

Hat auf jeden Fall super geschmeckt! - und das Heimweh ist gestillt, wir sind glücklich hier zu sein!

psunterwegs in DRS3 "weltweit"

Simon im Radio
Simon im Radio

DRS 3, 09/09/12

Wir haben es geschafft. Schon oft haben wir aus der Schweiz DRS 3 "weltweit" zugehört und von unserer Reise geträumt. Jetzt haben wir selbst berichtet. Franziska Von Grünigen hat mit Simon telefoniert. Auch unser Lieblingssong ist mit dabei. (Ostschweizer Dialekte mögen sie am Radio nicht so :-) Nein, ich werde mich das nächste Mal melden, klar doch!)

 

Hier könnt ihr euch den Beitrag anhören!

Carlo Schmid umrundet in 80 Tagen im kleinen Flugzeug die Welt und möchte damit einen neuen Weltrekord als jüngster Pilot schaffen. Der Erlös seiner grossen Spendenaktion kommt Unicef zu Gute.

Der Song geht unter die Haut!

In der Casita Rosalie Sager

beim UNO-Spielen
beim UNO-Spielen

Cochabamba, 09/09/12

Seit drei Wochen helfen wir in der Casita Rosalie Sager in Cochabamba bei der Betreuung der Kinder. Die Casita ist ein Kinderhilfsprojekt, welches benachteiligten Kindern ein Mittagstischangebot bietet. Sie wird von dem Ehepaar Ruth und German Lopez geleitet. Um die Mittagszeit kommen täglich 15 Kinder zum Essen. Sie haben zuhause nicht die Möglichkeit ausgewogen zu essen und erhalten deshalb in der Casita eine Mahlzeit (immer mit viel Früchten und Gemüsen für all die guten Vitaminchen!). Auch für die Schulkosten kommt die Casita auf. In Bolivien gilt schulpflicht. Die Schule ist grundsätzlich gratis, für Schulbücher und Schuluniform müssen aber die Familien selber aufkommen. Das ist in manchem Familien nicht einfach, da das Geld dazu fehlt. Die Casita hilft hier mit.

 

Einige Kinder haben morgens Schule und bleiben am Nachmittag in der Casita, andere haben nachmittags Schule und gehen nach dem Essen wieder. Bis am späteren Nachmittag bleibt uns so etwas Zeit, um den Kids bei den Hausaufgaben zu helfen oder mit ihnen zu spielen. Ersteres ist nicht immer ganz einfach, unser Spanisch ist bekanntlich nicht das beste. Aber bei einigen Mathe- und Englischaufgaben konnten wir schon tiptop helfen. Die Kinder interessieren sich für uns und sind stolz uns das eine oder andere Schulheft zu zeigen (was besonders ich sehr spannend finde!). Nach den Hausaufgaben bleibt noch Zeit für Spiele. Bald einmal haben wir ihnen UNO gezeigt, was sie schon etwas kannten. Die Spielregeln waren aber noch nicht so abgestimmt:-) Mittlerweile sind wir eine eingeschworene UNO Fangemeinde geworden. Es ist schön zu sehen, wie sie immer cleverer spielen. Auch mit Ligretto haben wir es schon versucht, aber da stimmen die Regeln hinten und vorne noch nicht. Aber gemeinsames Kartenlegen, so schnell wie möglich natürlich, macht immer Spass!

Als kleine Zwischenverpflegung gibt es von uns immer mal wieder ein kleines Schwiizerschöggeli! Das letzte Mal als wir diese verteilt haben, haben Rodrigo und Melanie (sind Geschwister) sich ein Schöggeli geteilt und uns erklärt, dass sie das andere gerne ihrer Mutter nachhause bringen wollen. Wir waren gerührt! Natürlich haben wir daraufhin nochmals eine Schöggelirunde gestartet, damit die Kids allen Müttern eines mitbringen können.

 

Gestern haben wir den Atlas hervorgenommen und ihnen unser Heimatland gezeigt. Sie waren begeistert zu sehen, dass Bolivien viel grösser ist! Sie haben danach eine kleine Geografielektion erhalten. Aber auch wir können einiges lernen von den Kids. Sie wissen einiges zur Kultur, den verschiedenen Gottheiten und der Geografie in Bolivien.

Von den Kids werden wir herzig als "tio y tia" (=Onkel und Tante) angesprochen und stets mit einem Küsschen begrüsst und verabschiedet. Den Kontakt mit ihnen macht uns grossen Spass, wir freuen uns in diesem Projekt mithelfen zu können.

Autofreier Sonntag - Ein Paradies für uns!

Cochabamba, 09/09/12

Letzte Woche hatten wir das Vergnügen, mit zwei älteren Drahteseln einen kleinen Ausritt zu wagen. Die geliehenen Räder jagten wir durch die Strassen Cochabambas, dabei war kein Auto weit und breit!

Dreimal jährlich findet in ganz Bolivien (alle Achtung!!!) einen autofreien Sonntag statt. Das ist eine unvorstellbare Organisation, da AUTOFREI wirklich ernst gilt, d.h. keine Busse, keine Taxis, kein Rein- und Rauskommen in Bolivien. Wir waren begeistert. Morgens um 8Uhr ging es los. Wir wurden wach, weil wir gar keinen Verkehr mehr hörten und schauten begeistert den vielen frühmorgenlichen Velofahrer zu. Bald machten wir uns dann selber auf die Piste.

Scheinbar jeder Cochabambino besitzt hier ein Fahrrad oder zumindest einen fahrbaren Untersatz, mit dem er die Strassen an diesem Sonntag besetzen kann. Am "el Prado", der grössten und schönsten Strasse, war Jahrmarktstimmung. Wir schlängelten uns an den vielen Marktständen vorbei. Auf dem Plaza gab es sogar noch eine Tanzvorführung.

 

Wir sind uns also wirklich einig, so etwas braucht die Schweiz auch! Einen autofreien Sonntag im Jahr bringen wir auch hin! Stellt euch vor: Velos, Skates, Leiterwägeli und anderes auf den Autobahnen und für einmal keinen Verkehrslärm mehr! Wir werden eine Initiative lancieren. Wer macht mit? :-)

Andere Länder, andere Sitten

Simon organisiert unser ÖV
Simon organisiert unser ÖV

Cochabamba 01/09/12

Gestern haben wir an einem Strassenfest mit Livemusik mit bolivalischem Cerveza auf unser „Einmonatiges“ angestossen! Vier Wochen sind wir schon unterwegs, die Zeit vergeht im Flug. Wir geniessen jeden Tag, jeden Moment und freuen uns, euch wiedermal etwas aus unserem Reiseleben zu berichten.

Die nächsten Wochen sind etwas weniger abenteuerlich, der Alltag ist bei uns eingekehrt. Die Redewendung „andere Länder, andere Sitten“ bestätigt sich aber tagtäglich und beschert uns viele abenteuerliche alltägliche Erlebnisse. So ist zum Beispiel die Verkehrspolitik Boliviens unbedingt zu erwähnen. Irgendwie fasziniert uns das einfach, ihr habt ja schon von unseren Buserfahrungen gehört. Es ist so: Um in Cochabamba vorwärts zu kommen, kann man entweder laufen (das machen wir oft!), ein Taxi schnappen (das Gehuupe geht uns schon länger auf den Geist) oder in einen der auffälligen Busse steigen (und das mögen wir!).

Es gibt keine Haltestellen und auch keinen Fahr- oder Streckenplan. Um von A nach B zu kommen, muss man schon ein wahrer Cochabambino sein. Als Touri fragt man sich eben durch und findet nach intensivem Beobachten den richtigen Bus, d.h. die richtige Nummer vorne am Bus. Kommt dann solch ein Vehikel um die Ecke muss man schnell sein, einen Schritt in die Strasse setzen, den Arm ausstrecken und auf Einlass warten. Durch die ständig geöffnete Türe steigt man in den Bus, bezahlt dem Fahrer die Fahrkosten, welche einmalig sind und nicht auf die Länge der Fahrt bezogen sind (umgerechnet 20 Rp.). Wenn man wieder aussteigen will, ruft man einfach „esquina por favor“ (= an der Ecke, bitte) und man darf aussteigen. Super Sache! Die Busse sind aber eindeutig nicht auf unsere Körpergrösse zugeschnitten und so muss sich vor allem Simon immer wahnsinnig verrenken. Auch die Höchstbelegung solcher Busse ist nicht definiert, wenn nötig wird einfach gequetscht. Aber alle Fahrgäste sind unglaublich höflich und freundlich, für ältere Menschen und Mütter mit Kleinkindern wird selbstverständlich der eigene Sitz freigegeben.

Morgen Sonntag ist, was den Verkehr in der Stadt betrifft, ebenfalls erwähnenswert. Es ist nämlich autofreier Sonntag (einer von drei pro Jahr). Wir sind gespannt, haben schon gehört, dass das ein riesen Gaudi in der Stadt sein soll. Alles ist mit Velo oder zu Fuss unterwegs, die Strassen gehören den Fussgängern! Wir haben uns von der Casita zwei Velos ausleihen können und werden morgen los düsen. Ihr hört von uns! J

Viele kleine Dinge gibt es zu kaufen
Viele kleine Dinge gibt es zu kaufen

Eine anderes nennenswertes Erlebnis war der Besuch eines Marktes im nahegelegenen Dörfchen Quillacollo. Dieser Markt findet nur einmal jährlich statt und ist der „Virgin de Urkupina“ (eine Gottheit, die hier angebetet wird) gedacht. Es ist nämlich Brauch, dass man sich an diesem Markt viele kleine Dinge kauft. Wir sahen Marktstände mit vielen kleinen Gemüsen, Fleischstücke, Früchtchen, Gebäck, kleine Autos, Häuser, Arbeitsgeräte, Spielgeld, ja sogar kleine Diplome mit Ärztetiteln. Die Dinge werden gekauft und symbolisieren die Wünsche der Käufer. Diese sollen im Folgejahr in Erfüllung gehen! Wir haben uns durch die Menschenmassen gekämpft und konnten uns nicht sattsehen an den vielen kleinen „Verkäuferlisachen“ und den Käufer, welche fleissig ihre Körbchen mit allerlei Kleinem füllten.

Wer findet Simon?
Wer findet Simon?

Heute haben wir die „Cristo de la Concordia“ Statue besucht, welche wir so schön von unserem Balkon aus sehen. Diese 40 Meter hohe Statue ist das Wahrzeichen der Stadt und ist von fast jedem Punkt der Stadt sichtbar. Sie ist auf einem kleinen Hügel, welcher mit einer Gondelbahn erreicht wird. Natürlich kann man auch die Treppen nehmen, bei der prallen Sonne aber eine Herausforderung (Simon packte es!). Die für Schweizer Verhältnisse herzige Gondelbahn ist der Stolz der Stadt, ja des ganzen Landes. Jeweils drei Göndeli fahren hintereinander die Höhenmeter hoch. Die Bolivianer, die mit mir in der Kabine sassen, haben sich verhalten wie auf einer Achterbahn.

Im Innern des Cristo führt eine Treppe mit 155 Stufen bis auf etwa Armhöhe und durch die Betonlöcher hat man einen tollen Blick über die Stadt. Wir haben unsere Fotokamera wieder einmal etwas eingesetzt (speziell für SabinaJ). Zum Glück ist hier einfach ständig schönes Wetter, kein Wölkchen ist zu sehen!

In der Wohnung in Cochabamba

Curryreis auf dem Gasherd
Curryreis auf dem Gasherd

Cochabamba 22/08/12

Vor drei Tagen sind wir in Cochabamba angekommen und haben mit Hilfe eines ortsUNkundigen Taxifahrers unser Daheim gefunden. (Zum Glück konnten uns die zahlreichen Passanten, die wir aus dem Taxi heraus fragten, etwas weiterhelfen.) Über Kontakte aus der Schweiz konnten wir eine Wohnung ausfindig machen, in welcher wir nun hausen dürfen. Nach den Erfahrungen in Hotels und bei der einheimischen Familien auf der Isla Amantani, haben wir nichts Grosses erwartet. Umso mehr haute es uns aus den Socken als wir die grossen Räume der Wohnung betraten. Mindestens sechs Zimmer zählen wir, und entdecken scheinbar dauernd weitere kleine Abstellräume. J Eine riesige Küche, Waschmaschine und sogar Fitnessgeräte stehen uns zur Verfügung.

Nun haben wir uns schon etwas eingelebt, den Kühlschrank gefüllt und die erste Wäsche gewaschen. In Cochabamba besuchen wir die Casita Rosalie Sager. Dies ist ein Mittagstischangebot für benachteiligte Kinder. Mit dem Bus oder zu Fuss gelangen wir jeweils am Morgen zur Casita, helfen etwas beim Kochen, üben uns im Spanisch Sprechen und begrüssen die Kinder. Nach dem Essen bleibt manchmal noch etwas Zeit um mit den Kindern in Kontakt zu kommen, leider müssen sie aber meist nach dem Essen gleich wieder gehen, zur Schule oder nachhause.

Wir haben uns noch für einen Spanischkurs im Zentrum angemeldet und werden diesen zweimal in der Woche besuchen. Mit der Sprache schlagen wir uns im Reisealltag ganz gut durch, nur mehr als Smalltalk liegt noch nicht drin. Hoffentlich machen wir da bald etwas Fortschritte. Die Bolivianer sprechen aber sehr langsam, das erleichtert uns das Verstehen extrem.

 

Blick aus dem Fenster, Christo im Hintergrund
Blick aus dem Fenster, Christo im Hintergrund

Nach zwei Wochen Reise durch Peru und Bolivien scheint nun etwas Alltag hier in Cochabamba einzukehren. Wir geniessen das angenehme Klima hier. In Peru, auf mehr als 3000m ü.M. war es ja meist kalt (nachts sicher um 5 Grad und tagsüber in der Sonne höchstens 20Grad). Hier befinden wir uns auf 2500m ü.M., was für uns Höhentaugliche schon fast uninteressant ist! Es herrscht aber eindeutig T-shirt Wetter hier. Boliviens Klima ist tropisch, die Temperaturen und Klimazonen werden aber stark von den Höhenbereichen bestimmt – je höher desto kälter. Im Moment befinden wir uns aber im Bolivianischen Winter und in der Trockenzeit, d.h. täglich blauer Himmel und von 7.00 Uhr bis 18.00 Uhr Sonnenschein. Nur an die Temperaturen in der CH kommen wir im Moment noch nicht heran! Das wird aber noch kommen!

Eine bolivianische Busfahrt

Zahnputztante in Action
Zahnputztante in Action

Cochabamba 22/08/12

Die Fahrt von La Paz nach Cochabamba war ein Erlebnis. Es ist es wert, diesem einen eigenen Bericht zu widmen!

Die bisher längste Busfahrt, ganze 6 Stunden auf dem gleichen Sitz, war auch unsere abwechslungsreichste. Wir vermuten, dass wir in den Genuss einer typische Bolivianischen Busfahrt gekommen sind, auch deshalb, weil Busfahren bei den Bolivianern zur effizientesten und somit beliebtesten Reiseart gehört. Grosse Distanzen werden meist über Nacht im Cama (Bett)-Bus verbracht, nur dann verpasst man eben Folgendes:

Gleich nachdem wir auf den Sitzen Platz genommen haben, (kleiner Rucksack zwischen den Füssen, grosser Rucksack mit halb-gutem Gewissen im Gepäckfach an den Seiten des Busses) laufen mindestens zwei Zeitungsverkäufer durch den Gang, und wollen uns die Fahrt erleichtern.

Wir lehnen höflich ab!

Nach wenigen Minuten Fahrt hält der Bus kurz und ein weiterer Fahrgast beglückt uns. Er predigt in schnellem und für uns kaum verständlichen Spanisch über Gott und die Welt (wohl mehr über Gott) und preist seine kleinen Bücher an, auf wessen Seiten (Seitenzahlen verstehen wir! :-) ) unglaublich Wichtiges geschrieben steht. Nach einer Viertelstunde geht er durch den Gang und mit Erstaunen stellen wir fest, viele der vorher gelangweilt scheinenden Bolivianer kaufen ihm ein Büchlein ab.

Aber wir lehnen höflich ab!

Bald kommen wir in einen kleinen Stau, die schmalen Strassen und grossen Lastwagen vor uns vertragen sich schlecht. Das ist die Chance für einen Eisverkäufer, der einsteigt und uns seine supergünstigen Glaces andrehen möchte. Vor und hinter uns wird eingekauft. Wir trauen den Glaces noch nicht so ganz, besonder Wasserglace, da ist Vorsicht geboten!

Wir lehnen deshalb höflichst ab!

Die bekannteste Süssigkeit hier, wird an allen Ecken verkauft, ist ein Gelatine Wackelpudding in allen möglichen Farben. Auch dieser wird uns ein paar Kilometer weiter bequem vom Sitz aus angeboten. Eine junge Frau verdient sich so einen Zustupf. Eine tolle Sache, aber wir mögen leider keinen Pudding.

Und lehnen höflich ab: No, muchas gracias!

Langsam wird es Mittagszeit. In der nächsten Ortschaft steigt eine gutbeleibte Frau zu, mit einem grossen Koffer und einem Mirkofon. Sie plaziert sich im Mittelgang des Busses und nimmt eine Zahnbürste aus ihrer violetten Schürze. Wir trauen unseren Augen und Ohren nicht. Nun kommen wir in den Genuss einer Zahnhygiene Profylaxe, wie wir es aus eigenen Schulerfahrungen kennen, die Zahnputztante kommt! Mit einem Grinsen folgen wir interessiert den Erklärungen, und müssen feststellen, dass das eigentlich eine super Sache ist. Im Bus werden die meisten Bolivianer erreicht und sind durch das Sitzen in den engen Reihen gezwungen, den Erklärungen zuzuhören. Wir können uns vorstellen, dass viele vor allem ärmere Bolivianer sicher kein Geld für Zahnbürsten ausgeben und ihre Zähne dementsprechend leiden. In solchen Vortragen wird auf die Wichtigkeit des Zähneputzens (v.a. bei Kindern) hingewiesen. Gute Sache! Da Simons Zahnbürsteli schon etwas mitgenommen aussieht, schlagen wir deshalb am Ende des Vortrages zu und:

Un para mi, por favor!

Für nicht einmal einen Schweizer Franken, erwirbt sich Simon ein besonders schönes Modell in Schwarz!

Nach der kurzen Mittags (Toiletten-) Rast geht es weiter in Richtung Cochabamba. Unterwegs steigt uns, als letzter Gast, ein Junge zu. Er begrüsst die Fahrgäste freundlich und beginnt auf seiner Panflöte (selbstgebastelt aus Plastikröhren) ein Lied zu spielen, dazwischen singt er immer wieder einige Strophen. Nach einigen Minuten geht er mit einer Tasche durch die Reihen und bekommt von fast allen Fahrgästen einige Münzen. Natürlich auch von uns:

Dos Bolivianos para ti!

Bald kommen wir in Cochabamba an und sind gespannt, was uns auf der nächsten Busfahrt alles erwartet!

In der höchst gelegenen Grossstadt der Welt

Denkmal Simón Bolívar in La Paz
Denkmal Simón Bolívar in La Paz

La Paz 17/8/12

Die 3,5h von Copacabana nach La Paz fuhren wir mit dem "Bus Touristico". Wir haben einen grossen Car erwartet, stiegen dann aber in einen kleineren Hötterli-Bus (hatten wir ja auch schon). Dieser hötterlte dann auch so fest, dass er doch glatt anhalten musste, weil ein Gepäckstück rausgeflogen ist. (kein Scherz!) Die Fahrt war dennoch angenehm und mit einer kurzen Fährfahrt noch sehr lustig! Der Chauffeur lenkte den Bus auf ein kleines Schiff und so gondelten wir samt ganzer Busmannschaft über die Verengung des Titicaca.

 

La Paz empfinde ich als eine sehr laute, chaotische Grossstadt. Sie liegt in einem grossen Kessel. Zwischen dem tiefsten und dem höchsten Punkt der Stadt liegen 1000 Höhenmeter. Je weiter man nach oben steigt, desto ärmer werden die Stadtviertel. Zahlreiche Minitaxis fahren ständig hin und her, rufen  ihre Routen und werben um die Kunden. Ich fühle mich als völliges Landei, schaffe es oft nur durch Simons Hilfe die Strasse zu überqueren. (Türmlihaus Erfahrung sei Dank!) An den Strassenränder reihen sich viele bunte Marktstände. Oft sind das Frauen, welche vor ihren Tischen mit den Waren sitzen. In kleinen Shops kann man fast alles kaufen. Viele haben sich auch auf Outdoor Kleidung spezialisiert, da La Paz ein wichtiger Ausgangpunkt zum Bergsteigen auf die grossen 6000er ist.

 

Wir machten uns heute mit dem Reiseführer auf den Weg und klapperterten allerhand Interessantes ab. Wir fanden sogar einen kleinen Spezialitätenladen, der verschiedene Käsesorten und Laugenbrote verkauft. Ich war glücklich!

Zum Zmittag gab es einen Saltenas. Das sind Teigtaschen mit unterschiedlicher Füllung. Sehr lecker! Die Märkte hier gefallen dem Landei. Sie sind sehr bunt und es gibt viel zu bestaunen. Auf dem Hexenmarkt werden unzählige kleine Tübchen mit Medizin angeboten.

Auch am Gefängnisviertel San Pedro kamen wir vorbei. Hinter grossen Mauern befindet sich hier ein Gefängnis in dem die Gefangenen (meist sitzen sie wegen Drogendelikten) teils mit ihren Familien eigenständig organisiert wohnen. Es gibt eine eigene Fussballmannschaft, Marktstände, Bars und Kneipen. Einzig an den Ausgängen zur Aussenwelt steht Wachpersonal.

 

Das Coca-Museum fand ich besonders interessant. Bereits am ersten Tag noch in Peru tranken wir Coca Tee, um uns schneller an die Höhe zu gewöhnen. Man kann die Blätter direkt mit heissem Wasser übergiessen oder einfach eines der vielen Sorten Teebeutel verwenden.

Die kleinen Cocablätter haben schon viel Geschichte geschrieben und sind in der Kultur hier nicht wegzudenken. Sie wurden bereits von den alten Inkas angepflanzt, gekaut, und als Medizin eingesetzt. Sie waren Tauschmittel (zeitweise wertvoller wie Gold und Silber) und erleichterten das Leben der Sklaven. Beim Kauen der Blätter soll sich eine Säure lösen, welche mit modernem Doping gleichzusetzen ist. Da aus bestimmten Bestandteilen der Coca Blätter die Droge Kokain hergestellt wird, ist die Produktion der Coca Pflanzen immer wieder ein grosser Streitpunkt.

Auch Coca-Cola wurde früher aus Coca-Blättern hergestellt.

Gerne würde ich einige Coca Blätter mit nachhause nehmen, die Einfuhr in viele Länder und auch in die Schweiz ist nicht erlaubt.

 

Morgen fahren wir mit dem Bus in 6h nach Cochabamba. Dort können wir eine kleine Wohnung beziehen und werden an einem Mittagstisch für Kinder und Jugendliche mithelfen. Wir hoffen, dass wir auch in nächster Zeit gutes Wi-fi haben und euch in Bild und Wort berichten können.

 

 

 

Unsere Reisebegleiter

Unsere Reisebegleiter
Unsere Reisebegleiter

Sicher habt ihr schon Fotos entdeckt, auf welchen einer unserer kleinen Reisebegleiter zu sehen war. Jetzt müssen wir euch die doch noch vorstellen:

 

Ganz links haben wir die kleine Inka. Sie ist ein Geschenk von Sabina und Iris und soll auf einigen schönen Fotos zu sehen sein.

Rechts neben Inka ist die Kuh "Muuh", ein Geschenk von Lisa und Vanessa. Mit "Muuh" sollen wir das Typische der besuchten Länder einfangen.

 

Vorne seht ihr Schlumpfine. Sie gehört zu Simon und ist ein Geschenk seiner Schwester Nina. Simon soll mit ihr so viele verschiedene von uns benutzte Verkehrsmittel wie möglich abbilden.

 

Und zu Schluss seht ihr ganz rechts das kleine Alpaka. Das haben wir in Copacabana adoptiert. Es trägt die Farben der Bolivianischen Flagge.

 

Ihr seht, es wird uns keinesfalls langweilig! :-)

 

 

 

Copacabana Bolivia

Sicht auf Copacabana Bolivia
Sicht auf Copacabana Bolivia

Copacabana 15/8/12

 

Am Mittwoch 14. August sind wir über die Grenze Perus nach Bolivien gefahren.

Peru ist ein wunderschönes Land und es ist einfach toll, dass wir etwas davon gesehen haben. In Bolivien werden wir die nächsten ca. 11 Wochen verbringen. Wir sind gespannt!

Der Grenzübertritt war ganz einfach, obwohl wir dreimal Schlange stehen mussten, um an drei verschiedenen Schaltern einen Stempel zu bekommen. Am letzten Schalter trafen wir schliesslich auf einen netten Zöllner, der uns statt der üblichen 30 Tage Visum, auf unseren Wunsch erneut den Stempel betätigte und uns 60 Tage gab. (Die restlichen 30 Tage, welche wir noch brauchen, müssen wir wohl oder übel bei der Migration noch verlängern). (@Nina: Der Zöllner war sogar so aufmerksam, dass er auf meiner Passhülle gleich noch Bolivien einzeichnete:-))

 

Immer noch befinden wir uns am Lago Titicaca. In Copacabana präsentiert sich der See aber wesentlich ruhiger. Das kleine Dörfchen kann nur ansatzweise mit dem Strand Copacabana in Rio de Janeiro verglichen werden. Unser Copacabana hat zwar einen Strand, der ist aber nur Ausgangspunkt zu den zahlreichen Booten, welche die Touris auf die nahe gelegene Isla del Sol bringt. Auch wir liessen uns auf die Isla schippern. Diese "Insel der Sonne" zeigt einige der ältesten Spuren der Inkas und ist deshalb sehr bekannt. Umso mehr erstaunt waren wir, als wir keinen überlaufenen Ort antrafen, sondern ein kleines herziges Dörfchen und eine tolle Landschaft. Wir machten uns von der Nordseite in einer 3h Wanderung durch scheinbar unberührte Hänge in Richtung Südseite. Die Aussicht war gigantisch! Die 6000er Berge von Bolivien lächelten zu. Mit dem See und diesen Schneebergen kamen sogar Heimatgefühle auf!

 

Zurück in Copacabana genoss ich wieder einen "Trucha" und auch Simon bestellte sich Fisch (so schnell kanns gehen!).

 

Kulturell haben wir dazugelernt. Nach unserer Ankunft im Hostel mussten wir unsere obligaten Höhenmeter noch abstrampeln. Wir wanderten auf den Hausberg und trafen dort auf einen interesannten Brauch. Die Bolivianer kauften sich auf diesem Berg verschiedene kleine Spielzeughäuser,-autos und allerhand anderes und stellten diese hübsch verziert auf. Die Gegenstände verkörpern ihre Wünsche. Dann beginnt ein Ritual, bei dem Bier und Hochprozentiges herumgespritzt und getrunken wird. Einige Bilder haben wir mit der Kamera eingefangen.

Lago Titicaca

Der erste Blick aufs Wasser
Der erste Blick aufs Wasser

Puno 14/8/12

 

Schon über eine Woche sind wir unterwegs und erleben täglich so viel, dass ich jeweils genau überlegen muss, von was ich euch berichte.

Ende letzte Woche sind wir mit einem Touribus (der keine Sehenswürdigkeit auf der Strecke ausliess) in 10 Stunden von Cusco nach Puno gefahren. Das Highlight dieser Tour war ganz klar die Passhöhe La Raya auf 4338m ü.M. Dieser Ort ist die Quelle des Urubamba Flusses, der durch das Heilige Tal fliesst und in den Amazonas mündet. Der Pass ist die südamerikanische Wasserscheide zwischen Atlantik und Pazifik, d.h. alle Flüsse nördlich des Passes fliessen in den Atlantik und alle südlicher Seite in den Pazifik. (Das ist doch was!)

In Puno angekommen, haben wir das vorreservierte Hostel per Taxi erreicht. Niemand erhörte aber unser Klingeln und Klopfen und so liessen wir uns auf der Strasse ein anderes Hostel aufquatschen, das sich als ganz angenehm erwies. Nur leider waren die Zeiten des Warmwasser-Service nicht ganz zu durchblicken. Dafür haben sie einen guten Wäscheservice und wir konnten unsere staubig-schwitzige Kleider wieder in Form bringen.

Das Wunderbare an Puno ist natürlich die Lage direkt am Titicacasee. Der Name dieses Sees hat mich schon immer fasziniert. Es ist fantastisch nun an diesem Ort zu sein! Titicaca heisst übrigens "Pumafelsen" in Aymara (Sprache der Ureinwohner). Der See ist etwa 13mal grösser wie der Bodensee und mit über 3800m.ü.M der höchstgelegene schiffbare See der Erde. Mit "Schiff" meint man übrigens keine grosse Frachtschiffe oder Bodenseefähren, sondern kleine Passagierboote, welche täglich übers knallblaue Wasser tuckern.

 

Kontakt mit einheimischer Familie

Unsere Familie auf der Insel Amantani
Unsere Familie auf der Insel Amantani

 

Copacabana 15/8/12

 

Wir sind bereits eine Stadt weiter, haben die Grenze zu Bolivien überschritten. Noch schulde ich euch die Fortsetzung des Berichtes oben, was ich jetzt sofort nachholen werden. Bolivien folgt später.

Nach unserem Ankommen in Cusco haben wir eine Tour zu den zwei Uros Inseln, und den beiden Inseln Amantani und Taquile gebucht. Laut Reiseführer ist das zwar eine sehr touristische Tour, welche aber doch lohnenswert ist. Es ist für uns hier immer eine Entscheidung zwischen dem Vollgas-Touriprogramm und dem Türli in Eigenregie. Diesmal haben wir uns fürs Ersteres entschieden. Mit einem kleinen Tucker-Bootli, das aber ausgestattet ist mit Sitzen wie in einem Car, fuhren wir zu den Uros Inseln. Diese aus Schilf gebauten Inseln dienen heute nur noch Touri-Zwecken, zeigen aber wie die Uros noch bis vor einigen Jahren lebten. Das an den seichten Ufern des Titicaca wachsende Schilf liefert diesen Bewohnern Nahrung und Baumaterial für Hütten, Schiffe und ganze Inseln. Es war eindrücklich diese Baukunst zu sehen.

Weiter ging es in 3h (Tuckerböötli sei Dank!) zu der Insel Amantani, wo wir einer Familienunterkunft zugeteilt wurden. Die lokalen Familien verdienen sich mit den Touri-Unterkünften einen kleinen Zustupf, eine gute Sache! Zusammen mit einem französischen Päärchen (übrigens: Franzosen vertreten hier die deutliche Mehrheit) führte uns Mutter und Tochter zu ihrem bescheidenen Häuschen. Empfangen wurden wir da von den Kindern, zwei mega herzigen Mädchen und noch einem viel herzigeren kleinen Nino (9 Monate alt, ich hätte ihn am liebsten gleich in meinen Rucksack gepackt!). Unsere Zimmer waren topsauber und super eingerichtet, was uns ziemlich erstaunte, denn sonst schien die Familie nicht viel zu besitzen. Wir wurden mit einem köstlichen Mittagessen verpflegt. Anschliessend ging es mit der Reisegruppe noch einige Höhenmeter hoch, um den Sonnenuntergang mit gigantischem Weitblick zu geniessen. Dies war unser erster Sonnenuntergang über Wasser und er setzt Massstäbe!

Nach einem weiteren guten Essen in der spärlich eingerichteten Küche ging es an ein Fest. Dies wird extra für die Touris organisiert, war aber doch sehr authentisch und liess gute Stimmung aufkommen. Wir wurden traditionell eingekleidet. Ich trug einen pinken Rock (Gruss an DTV Alterswilen), eine kunstvoll verzierte Bluse und einen Gürtel. Simon bekam einen Umhang und eine typische Inka-Mütze aus Alpaka-Wolle. Wir sahen super aus :-)! Natürlich wurde auch getanzt. Müde fielen wir in unsere Schlafsäcke.

Die Begegnung mit dieser Familie, die Gespräche (so gut wir das konnten) und den Einblick in ihren Alltag waren mega beeindruckend. Als Dank haben wir eine Tafel Schokolade und ein Schweizer Taschenmesser dagelassen, sie waren begeistert!

Am nächsten Morgen ging es zur Insel Taquile, welche berühmt ist für ihre strickenden Männer. Leider war diese Insel ziemlich touristisch. Auf dem Weg hoch sassen die strickenden Männer, ihnen ging es aber nicht ums Stricken, sondern darum, die vorbeigehenden Besucher um ein Foto zu bitten und dafür bezahlt zu werden. Die Männer stricken vor allem lange Mützen, welche je nachdem ob sie vergeben oder noch ledig sind anders getragen werden.

Den Zmittag assen wir in einem Restaurant. Ich genoss den ersten "Trucha a la plancha" (Forelle), auch Simon fand etwas Gefallen daran, ich bin sicher, dass er auf dieser Reise noch zum Fisch-Esser wird!

Auf der Rückfahrt erholten wir uns von all den Eindrücken. Es war eine fantastische Tour, zum Glück haben wir uns für die Touri-Variante entschieden!

Die Tempelritter

Machupicchu
Machupicchu

Cusco 9/8/12

 

Da wir heute einen Ruhetag einlegten, haben wir wunderbar Zeit um einige Fotos hochzuladen und den Bericht zu schreiben. Natürlich werden auch die ersten Postkarten geschrieben und abgeschickt! Gestern sind wir von dem unvergesslichen Zweitagestrip zu Machupicchu zurückgekehrt. Aber nun von vorne.

 

Da wir nun schon geübte Taxifahrer sind (das kannten wir Schweizer halt einfach nicht so!) war es ein leichtes, ein Taxi-Van nach Ollanta zu erwischen. Ollanta liegt ebenfalls im Urubamba Tal (auch heiliges Tal genannt) und ist der Abfahrtsort der Züge nach Aguas Calientes, von wo man dann zu Machupiccu gelangt. Erst wollten wir aber dieses kleine Städtchen noch besichtigen. Auch hier tronen an den steilen Bergflanken Ruinen und Terassen. Speziell an dem Städtchen Ollanta ist aber, dass die Stadt selbst in den Ruinenkomplex gebaut wurde. Die Leute wohnen also direkt in den Inkabauten, der ursprüngliche Grundriss der Stadt ist so noch erhalten. Das ist sehr eindrücklich, wenn man dazu noch weiss, dass Ollanta der älteste ständig bewohnte Ort in Südamerika ist.

So machten wir uns mit unserem treuen Begleiter dem Reiseführer auf zu den Ruinen Ollantaytambo ("tambo" ist in der Inkasprache Quechua und bedeutet "befestigter Stützpunkt"). So leicht kommen eben keine Eindringliche nach oben! Viele Treppenstufen muss man überwinden, um einen guten Blick über die Anlage zu haben. Natürlich mussten unsere tägliche 300 Höhenmeter noch absolviert werden, so entschieden wir uns doch für den langen Weg hoch hinaus. Die Aussicht hat sich gelohnt.

Gegen Abend fuhr unser Zug. Wir buchten den Inka Rail. Dieser Touristenzug bringt Besucher von Ollanta nach Aguas Calliente, da keine Strasse dort hochführt. Zum Glück haben wir einen Tag zuvor noch ein Ticket ergattert und den stattlichen Preis bezahlt (für diesen Preis würden wir durch die ganze Schweiz und wieder zurück fahren). Rund zwei Stunden hötterlten wir durch das Tal, immer dem Urubamba folgend, an kleinen Dörfchen mit Bauernhäusern vorbei. Es war eindrücklich zu sehen, wie hier die Peruaner leben, in einfachsten Verhältnissen. Die Felder werden mit mittelalterlichen Geräten bestellt, immer wieder laufen Hunde, Schweine, Kühe und Alpacas frei herum.

Angekommen in Aguas Calientes bezogen wir das Hostel und gingen bald schlafen, um für den nächsten Tag fit zu sein. Um 4 Uhr klingelte auch schon der Wecker. Wir haben uns für den Aufstieg in die 400m höhere Machupicchu Anlage für den Wanderweg entschieden. Busse fahren zwar auch hoch, aber erst später, so dass man mit den Touristenfluten ankommen würde. Um 4.30 Uhr liefen wir los, zuerst dem Fluss entlang, über eine Blücke und dann steil nach oben über rund 1750 Treppenstufen. Es bildete sich allmählich eine regelrechte Schlange von übermotivierten Rucksackreisenden, welche alle nur ein Ziel hatten, vor dem ersten Touri-Bus oben zu sein! Mit Stirnlampe ausgerüstet gliederten wir uns in diese Schlange und überholten alsbald die ersten Italiener, welche sich etwas im Anfangstempo überschätzt hatten. Zum Glück tat Simon seine Pflicht und zog mich mit motivierenden Worten vorwärts. Und wirklich, wir schafften es unter die ersten 30 Besucher, welche sich am Eingangstor aufreihten. Als der erste Touribus ca. 10min. später eintraf, ging ein Jubeln durch die Menge :-). Um 6 Uhr öffneten sie die Tore und wir bekamen den ersten Blick auf die unglaublich schöne Anlage. Die ersten wenigen Besucher verteilten sich gut, so dass wir tolle Fotos schiessen und die Morgenstimmung mit dem Sonnenaufgang in vollen Zügen geniessen konnten. Erst später, als die Touriströme die Anlage regelrecht in Beschlag nahm, wussten wir diesen Moment wirklich zu schätzen. Die Ruinen sind noch in so guten Zustand, dass man sich das Leben in der Anlage gut vorstellen kann. Häusergrundrisse, Tempelanlagen, unglaublich exakte Arbeiten an Steinen, fein zugeschliffene Mauersteine und ausgeklügelte Wasserleitungen sind zu bestaunen. Und über allem trohnt der Waynapicchu, ein grosser steilabfallender Berg, welcher als Aussichtspunkt gedient haben soll.

Das besonders faszinierende an Machupicchu ist, dass man nicht wirklich erklären kann, zu welchem Zweck sie diente. Klar ist, dass es eine Inkastädte war, in unglaublich grossem Ausmasse mit vielen wertvollen Schätzen, welche aber geplündert wurden. Die Bewohner dieser Stadt konnten sich durch die Landwirtschaft, die an den Terassenhängen betrieben wurde selbst versorgen. Sogar eine Wasserleitung konstruierten sie dafür. Die Anlage ist voll mit religiösen Inkasymbolen, viele Mumien wurden hier gefunden. Deshalb nehmen Wissenschaftler an, dass es sich um eine Art religiöses Zentrum gehandelt haben könnte. Aber eben, es ist und bleibt ein Rätsel und das ist das Faszinierende daran!

Mit dem Tageslicht erkundeten wir die Anlage, setzten uns auf die Steine, um die Aussicht zu geniessen (und die Touris zu beobachten) oder assen versteckt unsere Bananen und Pampe-Brötchen. Die zahlreichen Aufseher in der Anlage hatten stets ein Auge auf die Rucksacktouristen. So verging die Zeit und wir begaben uns auf den Rückweg. Da die Schlange für die Busrückfahrt viel zu lange war, machten wir uns halt eben wieder an die 1750 Stufen (mit einem kleinen Murren meinerseits!). Zurück in Aguas Caliente hatten wir noch etwas Zeit um die Stadt zu besichtigen, viel gab es da aber nicht zu sehen. Eine einzige Touristenhochburg! Hier wurde uns bewusst, wie sehr die Peruaner von den Einnahmen der Touristen abhängig sind.

Müde bestiegen wir wieder den Hötterli-Zug und schliesslich das Taxi, welches uns zu Frankenstein zurück brachte.

Machupicchu war ein absolutes Highlight und unvergesslich für uns! Nicht alles kann man auf Fotos oder in Worten festhalten, aber das unglaubliche Gefühl bleibt!

 

 

Am Nabel der Welt

Plaza de Armas Cusco
Plaza de Armas Cusco

Cusco, 9/8/12

 

Nach den anfänglichen Startschwierigkeiten dank der Flugverspätung landeten wir in Lima. Mit neuem LAN-Ticket ging es im kurzen 1,5h Flug nach Cusco. Mit den Tageszeiten hatten wir schon längst ein Durcheinander, die aufgehende Sonne kündigte uns aber den frühen Morgen in Cusco an. Das Taxi brachte uns zum Hostel Frankenstein, wo wir die nächsten Tage nächtigten. Ein ausgewanderter Deutscher, der sich wohl selbst als Frankenstein sieht, betreibt hier ein kleines aber sehr sauberes und freundliches Hostel. Wir fallen müde in die Betten und schlafen unseren ersten Höhenrausch aus.

Cusco ist die auf 3430m Höhe gelegene einstige Hauptstadt und Herz des Inka-Imperiums. Deshalb wird Cusco als "Nabel der Welt" genannt und ist mindestens so bedeutend, so mächtig und wohl auch noch reicher als das alte Rom. (Das habe ich wunderbar in unserem treuen Begleiter, dem Reiseführer, abgeschaut). Berühmt ist diese kulturell sehr interessante Stadt als Ausgangspunkt für viele Inka-Ruinen, darunter auch die bekannteste MACHUPICCHU, dazu aber später!

Die Stadt erkundeten wir zu Fuss. Taxis sind hier sehr günstig, aber deren Fahrer ziemlich aufdringlich. Wir mussten uns erst etwas an dieses Fahrverhalten gewöhnen, bevor wir mit gutem Gewissen ein Taxi bestiegen um einige Minuten Fussmarsch einzusparen. Vor allem das ständige Hupen ist sehr gewöhnungsbedürftig. Wir sind aber schnelle Lerner: Es gibt da das "Brauchst du ein Taxi?"- Hupen, das "Achtung, ich fahre einfach wie es mir passt"- und das "Vielen Dank, dass ich dich überholen konnte"- Hupen. (Nachts hört man kein Hupen, dafür wird das Volllicht eingesetzt!)...andere Länder, andere Sitten!

Die Peruaner (wenn sie nicht ein Taxi fahren!) sind sehr freundlich und äusserst hilfsbereit. Wir wenden unser Spanisch leider viel zu selten an, da alle gleich auf Englisch wechseln, um den armen Touris weiter zu helfen. Bestimmt lässt uns da Bolivien mehr Übung. Die Armut der Bevölkerung ist in fast jeder Ecke zu sehen. Viele traditionell gekleidete Frauen und Kinder (oft mit jungen Lamas im Arm) betteln um ein Foto gegen Bezahlung oder bieten jegliche Ware an. Wasser, Sprite und das besondere Inka-Cola (schmeckt wie flüssiger Kaugummi) bekommt man an jeder Ecke. Vor allem vom Wasser machen wir häufig Gebrauch, da das Leitungswasser hier kein Trinkwasser ist. So steht auf unserem Lavabo fürs Zähneputzen stets eine Flasche Wasser.

Die Stadt ist sehr hübsch, kleine Wege führen einem zu schönen Plätze und herzigen Restaurants. Doch auch ausserhalb der Stadt gibt es Vieles zu sehen:

 

Mit einer wilden Taxi-Mini-Van Fahrt gelangten wir in das 2h entlegene Dörfchen Pisaq. Es liegt im Tal des Urumba Flusses, das weiter Fluss abwärts schliesslich zu Machupicchu führt. Wir besuchten den Markt, wo unzählige Stände v.a. Textilien aus dem bekannten bunten Peruanischen Stoff angepriesen werden. Weiter aufwärts ging es bereits in der brütenden Sonne zu den Ruinen. Mächtige Terassen, grosse Steinmauern und Grundrisse von einer einstigen Stadt liessen uns staunen. Der prächtige Blick über das Tal entschädigte die Mühe beim Aufstieg (v.a. ich hatte noch mit der Höhe zu kämpfen, liess mich aber von Simon tapfer den Berg hoch ziehen). Wieder unten kümmerten wir uns ums Taxi zurück nach Cusco.

Dort gab es noch einiges zu Organisieren, da wir die nächsten Tag Machupicchu besuchen wollen und dazu Bus-, Zug- und Eintrittsticket, sowie eine Übernachtung brauchen.

Ihr seht also, wir liegen hier nicht auf der faulen Haut, sondern arbeiten mächtig für unseren Genuss!  :-)

Erster Flug - erstes Abenteuer

Warten am Flughafen in Madrid
Warten am Flughafen in Madrid

Madrid, 4/8/12

Nach den letzten Vorbereitungen, dem Packen des Rucksackes (Patrizia 16kg, Simon 22kg!) und der Verabschiedung zuhause ging es an den Flughafen Zürich. In einem Café verfolgten wir noch die letzten Minuten der Finalqualifikation von Federer. Wir verlassen doch die Schweiz nicht ohne die erste CH-Medaille in London! Nun war der Moment gekommen. So ganz leicht fiel uns der Abschied aber doch nicht, einige Tränen wurden schon verdrückt. DANKE dem tollen Verabschiedungsgrüppchen. :-)

 

Mit Iberia ging es in 2,5h nach Madrid, etwas eng, aber super schnell. Danach ging nichts mehr schnell (müssen uns schliesslich von Stress und Hektik verabschieden, um dem Easy-Going-Lifestyle näher zu kommen). In Madrid hiess es erst mal WARTEN. Die Crew der LAN Airline sei noch nicht ready. So wurde unsere Boardingtime 23:35h auf 1:30h verschoben. Zum Glück gab es auch dort einen TV-Bildschirm, so dass wir (v.a. Simon) etwas olympisches Beachvolleyball geniessen konnten. Nebenbei testeten wir die Kamera und bestaunten all die tollen Mitbringsel von euch! Um 1:30h wurde uns in perfektem Spanisch (leider sind wir noch nicht auf dem Niveau) erklärt, dass wir die Nacht im Hotel verbringen dürfen. Toll! "One night in Madrid", warum auch nicht! An der Ausrüstung soll es nicht scheitern. Wie man weiss, gehört eine Ersatzunterhose und die Zahnbürte ins Handgepäck. Zum Glück lag unser PC, sowie die Kamera auch noch drin, was brauchen wir mehr! Einige andere Fluggäste wussten wohl nichts von dieser Weisheit (nicht so die Deutschen! die hatten wohl alles dabei!)

 

Wir, das heisst die ganze Mannschaft einer Boing 767-300, marschierten der Crew hinterher zu zwei Cars, welche uns ins schicke ****Superior-Hotel brachten. Müde fielen wir ins riesige Bett. Schön, die erste Nacht nun doch liegend zu verbringen, und nicht wie erwartet sitzend im 12h-Flug!

 

Heute schliefen wir aus, genossen ein Spanisches Frühstück und basteln jetzt etwas an der Homepage. Um 16.45h soll es wieder zurück zum Flughafen gehen, wir sind gespannt!

Und so schnell schreibt sich der ERSTE Reisebericht! Around the World wir kommen! :-)